Politik

Gewaltige Freiwilligenarmee Der riskante Angriff der ukrainischen IT-Krieger

Der Krieg in der Ukraine wird auch im Internet geführt.

Der Krieg in der Ukraine wird auch im Internet geführt.

(Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Der Krieg in der Ukraine wird nicht nur an der Front geführt, sondern auch im Internet. Das Digitalministerium des von Russland angegriffenen Landes stellt eine beeindruckende IT-Armee auf. Experten warnen aber, dass das einen russischen Gegenangriff nach sich ziehen könnte.

Die Hilfsbereitschaft für die Ukraine ist groß. Auch Hacker versuchen das Land mit Cyberangriffen auf russische Websites zu unterstützen. Internetspezialisten warnen derweil allerdings vor den Gefahren solcher Initiativen. Der ukrainische Digitalminister Mychailo Fedorow rief Computernerds auf der ganzen Welt auf, sich seiner "IT-Armee" anzuschließen. Fast 260.000 Menschen seien dem Aufruf bereits gefolgt, sagt Livia Tibirna, Analystin bei der Cybersicherheitsfirma Sekoia.

Über den verschlüsselten Nachrichtendienst Telegram erhalten die freiwilligen IT-Krieger Zugang zu einer Liste potenzieller Ziele in Russland - Unternehmen und Institutionen, welche die Hacker angreifen sollen. Die bisher gemeldeten Aktionen scheinen sich auf Denial of Service-Angriffe (DoS) zu beschränken, bei denen Websites mit koordinierten Zugriffen überflutet werden, um sie zu überlasten und zum Absturz zu bringen. Defacement-Aktionen, bei denen die angegriffene Website eine gehackte Seite anzeigt, wurden ebenfalls für kurze Zeit auf russischen Websites beobachtet.

Die "Cyber-Armee" könnte Hacker auch bitten, Schwachstellen bestimmter russischer Websites ausfindig zu machen und diese Informationen an Spezialisten weiterzuleiten, sagt Clement Domingo, Mitbegründer der Gruppe "Hackers Without Borders". Die Experten könnten dann komplizierte Angriffe wie den Diebstahl oder die Zerstörung von Daten vornehmen. Auf russischer Seite ist unter anderem die Gruppe Conti aktiv, die mit Ransomware arbeitet. Sie verschafft sich Zugriff auf fremde Computerdaten und erpresst ihre Gegner damit.

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Domingo und andere Fachleute warnen davor, sich der "IT-Armee" oder Gruppen wie dem Hacker-Kollektiv "Anonymous" anzuschließen. "Ich rate dringend davon ab", sagt Damien Bancal, Experte für Cyberkriminalität. "Es gibt viele andere Möglichkeiten, den leidenden Ukrainern zu helfen", beispielsweise durch die Verbreitung von Augenzeugenberichten im Internet. Die Hacker im Dienste der Ukraine gingen ein "zu großes Risiko ein", sagt der Experte SwitHak, der zu Cybersicherheit forscht. Der Versuch, eine Website anzugreifen oder in einen Server oder ein Netzwerk einzudringen, sei "Computerkriminalität". Domingo sieht auch die Gefahr eines "Hack Back", eines Gegenangriffs russischer Agenten.

In Foren und Diskussionsgruppen auf Telegram oder dem Onlinedienst Discord "weiß man nicht, wer wer ist", sagt Felix Aime von Sekoia. Unerfahrene Hacker könnten an russische Infiltratoren geraten und am Ende für den Gegner agieren, den sie eigentlich bekämpfen wollten.

Quelle: ntv.de, tno/AFP

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