Veränderung der Kirche gewollt Deutsche Katholiken trotzen scharfer Kritik aus Rom
15.06.2024, 18:31 Uhr Artikel anhören
Der synodale Weg wurde 2019 als Reaktion auf die Skandale um sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland gegründet, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.
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Weltweit tobende Missbrauchsskandale erschüttern vor Jahren die katholische Kirche. In Deutschland stellt der Synodale Weg seitdem Dinge wie das Zölibat infrage und verärgert die Kurie in Rom. Scharfe Kritik kann die Bewegung nicht stoppen, sie verspricht aber engere Abstimmung.
Der sogenannte Synodale Weg, der in Deutschland als Antwort auf den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche initiiert worden war, hält trotz der scharfen Kritik aus dem Vatikan an seinem Streben nach tiefgreifenden Veränderungen in der Kirche fest. "Systemische Veränderungen" seien die logische Konsequenz der "systemischen Ursachen" des Skandals, erklärte der Synodale Ausschuss nach einer Tagung in Mainz. Es stelle sich auch die Frage nach Veränderungen im Kirchenrecht.
In Rom dürfte dies auf Missfallen treffen. Ranghohe Vertreter der Kurie - der Zentralverwaltung - im Vatikan hatten im Februar einen Brandbrief an die deutschen Kirchenverantwortlichen geschickt, in dem sie das Vorgehen des Synodalen Weges scharf kritisierten. Die katholischen deutschen Bischöfe versicherten daraufhin in einem Antwortschreiben im März, sich auf ihrem weiteren Reformweg an das Kirchenrecht zu halten.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, kündigte weitere Gespräche mit dem Vatikan an. "Wenn im Herbst die Weltsynode in Rom erneut tagt, werden unsere Anliegen zuvor von uns eingebracht worden sein", erklärte er. Eine Delegation der deutschen Bischöfe werde zu diesem Zweck "in nächster Zeit" nach Rom reisen.
Frauen, Sexualmoral und Zölibat
Es sei wichtig, konkrete Veränderungen sichtbar zu machen, fügte Bätzing hinzu. "Die Menschen müssen sehen können, dass sich das Handeln der Kirche vor Ort verändert." Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, verwies auf "das Ausmaß des Missbrauchsskandals". Für sie sei klar: "Wir müssen unsere Verantwortung für strukturelle Veränderungen in unserer Kirche wahrnehmen".
Der synodale Weg wurde 2019 als Reaktion auf die Skandale um sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland gegründet, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Kleriker, aber auch Laien beraten seitdem über die Rolle der Frau in der Kirche, die katholische Sexualmoral, das Verständnis vom Priesteramt inklusive Pflichtzölibat und kirchliche Machtstrukturen. Im Vatikan stößt der Reformkurs auf Kritik.
Quelle: ntv.de, chr/AFP