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Rangeleien bei Anti-Israel-Demo Deutschland gedenkt der Opfer des Hamas-Massakers

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Auf das Brandenburger Tor wurden am Abend die Worte "Bring them home now" projiziert.

Auf das Brandenburger Tor wurden am Abend die Worte "Bring them home now" projiziert.

(Foto: picture alliance/dpa)

Mit Mahnwachen und Solidaritätsaktionen erinnert Deutschland an die Opfer des Hamas-Großangriffs auf Israel vor zwei Jahren. Kanzler Merz warnt vor wachsendem Antisemitismus. Zugleich versammeln sich trotz Verbots Hunderte Israel-Gegner in Berlin-Mitte - es kommt zu Auseinandersetzungen und Festnahmen.

Flaggen auf halbmast, Mahnwachen gegen Antisemitismus und Gespräche mit jüdischen Mitbürgern - am zweiten Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel ist deutschlandweit der Toten und Verschleppten gedacht worden. "Wir sind in Gedanken bei den Opfern des 7. Oktober 2023 und bei den Geiseln in der Hand der Terroristen", versicherte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei einem Besuch der Brodyer Synagoge in Leipzig.

Terroristen der radikalislamischen Hamas hatten vor zwei Jahren gemeinsam mit anderen Islamisten für das schlimmste Massaker in Israels Geschichte gesorgt. Etwa 1.200 Menschen wurden getötet, mehr als 250 in den Gazastreifen verschleppt. Bundeskanzler Friedrich Merz sprach von einem "schwarzen Tag" in den Geschichtsbüchern des jüdischen Volkes.

Leere Stühle am Brandenburger Tor

Am Brandenburger Tor in Berlin wurden am frühen Morgen die Namen der Todesopfer verlesen. Anschließend wurden in Gedenken an die Opfer rund 1.100 Stühle aufgestellt, wobei einige Stühle ganze Familien symbolisieren. Am Abend wurden die Worte "Bring them home now" auf das Brandenburger Tor projiziert. Damit wird gefordert, die verbliebenen Geiseln freizulassen. Auch an vielen anderen Orten in Deutschland gab es Gedenkveranstaltungen und Mahnwachen - etwa auf dem Hamburger Rathausmarkt, wo auch der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher seine Solidarität bekundete.

Auf das Massaker vom 7. Oktober hatte Israel mit einer Militäroffensive im Gazastreifen reagiert. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seitdem mehr als 67.000 Palästinenser getötet. Deshalb gab es am Jahrestag des Überfalls auch Proteste gegen das israelische Vorgehen.

Hunderte Israel-Gegner demonstrieren trotz Verbot

Die Berliner Polizei begleitete den Jahrestag mit rund 1.500 Einsatzkräften. Eine propalästinensische und antiisraelische Demonstration auf dem Alexanderplatz wurde von der Polizei kurzfristig verboten. Grund sei ein zu erwartender gewaltsamer Verlauf, sagte ein Sprecher. Im Internet hatte es Aufrufe mit gewaltverherrlichenden Sätzen zu dem Massaker der islamistischen Hamas an mehr als 1.200 Israelis gegeben.

Trotz des Verbots versammelten sich am Abend zahlreiche Demonstranten in der Nähe. Die Polizei sprach von mehreren hundert Demonstranten. Mit Lautsprecherdurchsagen wurden sie aufgefordert, sich zu zerstreuen, dabei kam es zu Rangeleien, Auseinandersetzungen und Festnahmen.

Steinmeier äußerte bei seinem Synagogen-Besuch seine "tiefe Sorge" um die notleidenden Menschen in Gaza. Kritik an der israelischen Politik sei allerdings niemals eine Rechtfertigung für Anfeindungen und Übergriffe: "Wer Jüdinnen und Juden bedroht oder sogar angreift, greift uns alle an. Das werden wir nicht hinnehmen."

Klöckner empfängt Überlebende des Nova-Festivals

Auch Merz beklagte eine "neue Welle des Antisemitismus" in Deutschland. "Er zeigt sich in altem und neuem Gewand - in den sozialen Medien, an den Universitäten, auf unseren Straßen; immer lauter, immer unverschämter und immer öfter auch in Form von Gewalt", sagte der Kanzler in einer Videobotschaft. Es müsse jedoch alles dafür getan werden, "dass Jüdinnen und Juden hier in Deutschland ohne Angst leben können".

Bundestagspräsidentin Julia Klöckner empfing drei Überlebende des Nova-Musikfestivals - eines der Hauptziele der Angreifer vom 7. Oktober. Allein dort starben mehr als 400 Besucher. In der SPD-Fraktion war der jüdische Publizist Michel Friedman zu Gast. Dieser äußerte anschließend seine Sorge um die Demokratie in Deutschland und warnte vor wachsendem Antisemitismus: "Wenn Juden in einem Land nicht mehr sicher sind, sind alle nicht mehr sicher."

In Israel selbst finden staatliche Zeremonien - in Einklang mit dem hebräischen Kalender - erst am 16. Oktober statt. Für Überlebende des Massakers und Angehörige der Opfer war am späten Abend aber zumindest eine Gedenkzeremonie in Tel Aviv geplant. Unter anderem sollte dort Yuval Raphael auftreten. Die israelische Sängerin gehört zu den Überlebenden des Nova-Festivals und belegte in diesem Jahr für ihr Heimatland den zweiten Platz beim Eurovision Song Contest.

Quelle: ntv.de, uzh/dpa

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