Beteiligung an Hamas-Angriff? Deutschland "tief besorgt" über Vorwürfe gegen UN-Mitarbeiter
27.01.2024, 08:19 Uhr Artikel anhören
Gegen zwölf UNRWA-Mitarbeiter gibt es Ermittlungen.
(Foto: imago images/NurPhoto)
Das UN-Hilfswerk UNRWA hilft Palästinensern im Gazastreifen unter schwersten Bedingungen. Doch mehrere Mitarbeiter haben kürzlich die Kündigung erhalten. Sie sollen in den Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober verwickelt gewesen sein.
Das Auswärtige Amt hat sich "zutiefst besorgt" über den Verdacht einer Verwicklung von Mitarbeitern des UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) in den Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober gezeigt. "Wir sind zutiefst besorgt über die schwerwiegenden Anschuldigungen, die gegen zwölf UNRWA-Mitarbeiter erhoben werden", erklärte das Ministerium auf seinem englischsprachigen Account im Onlinedienst X.
Das Auswärtige Amt begrüßte, dass UNRWA-Chef Philippe Lazzarini die Verdächtigen entlassen und eine Untersuchung angekündigt habe. "Wir erwarten, dass sie gründlich und vollständig ist", hieß es weiter. Lazzarini müsse der Belegschaft deutlich machen, dass "alle Formen von Hass und Gewalt völlig inakzeptabel sind und nicht toleriert werden". Die Rolle des UN-Hilfswerk sei es, "unentbehrliche, lebensrettende Hilfe für Palästinenser zu leisten".
Lazzarini hatte zuvor mitgeteilt, dass mehrere UNRWA-Mitarbeiter wegen einer mutmaßlichen Verwicklung in den Hamas-Angriff entlassen worden seien. Die israelischen Behörden hätten Informationen zu den Vorwürfen vorgelegt, er habe daraufhin sofort die Verträge der betroffenen Mitarbeiter aufgekündigt und eine Untersuchung in die Wege geleitet.
Mehrere Länder stellen Finanzhilfen an die UNRWA ein
Die USA setzten unmittelbar nach Bekanntwerden der Anschuldigungen ihre Finanzhilfen an die UNRWA aus, Kanada und Australien folgten. Auch Italien schloss sich dem Schritt an: Sein Land sei bestrebt, der palästinensischen Bevölkerung humanitäre Hilfe zu leisten, gleichzeitig aber auch "die Sicherheit Israels zu schützen", erklärte Außenminister Antonio Tajani.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) fordert von der Bundesregierung, ihre Zahlungen ebenfalls einzustellen, bis die Vorwürfe überprüft seien. Die UNRWA habe sich "im Gazastreifen wie ein Komplize" der Hamas verhalten, erklärte DIG-Präsident Volker Beck.
Israel gehen die Reaktionen nicht weit genug. Seine Regierung wolle sicherstellen, dass die UNRWA nach dem Ende des Krieges im Gazastreifen keine Rolle mehr in dem Palästinensergebiet spielen werde, erklärte Außenminister Israel Katz im Onlinedienst X.
UNRWA-Chef verurteilt Hamas-Angriff
Die radikalislamische Hamas hatte bei ihrem brutalen Großangriff am 7. Oktober auf mehrere Orte im Süden Israels nach israelischen Angaben etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel geht seither massiv militärisch im Gazastreifen vor, erklärtes Ziel ist die Zerstörung der Hamas. Nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit dem Beginn der israelischen Offensive mehr als 26.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet.
Die UNRWA hatte wiederholt scharfe Kritik am militärischen Vorgehen Israels im Gazastreifen geübt. Lazzarini sprach erst kürzlich von einer "humanitären Katastrophe" in dem Palästinensergebiet. Der Krieg habe "Tod, Zerstörung, Vertreibung, Hunger, Verlust und Trauer" gebracht. Er verurteilte aber auch die "schrecklichen Angriffe" der Hamas auf Israel.
Quelle: ntv.de, rog/AFP