Kampf um Aleppo beendet Die Schlacht ist vorüber, der Krieg bleibt
13.12.2016, 20:57 Uhr
Diese Frau wurde bei einem Luftangriff in Ost-Aleppo verletzt.
(Foto: REUTERS)
Der Kampf um Aleppo endet mit einem Sieg der syrischen Armee und ihrer Verbündeten Russland und Iran. Die Assad-Soldaten haben die volle Kontrolle über die einstige Wirtschaftsmetropole gewonnen. Einige Rebellen dürfen samt Familien abziehen.
Die syrischen Regierungstruppen haben nach mehrmonatigem Kampf die Kontrolle über die Großstadt Aleppo übernommen. Die Kampfhandlungen im Osten der syrischen Metropole Aleppo seien beendet, sagte der russische UN-Botschafters Witali Tschurkin am UN-Sitz in New York. Das syrische Militär habe seine Einsätze gestoppt, um den bewaffneten Aufständischen und ihren Familien die Flucht aus der Stadt zu ermöglichen, sagte Tschurkin vor Journalisten in New York.
Die Rebellenkämpfer hätten damit begonnen, Ost-Aleppo zu verlassen und in der Folge seien die Kämpfe eingestellt worden. Zuvor war nach Angaben von Tschurkin sowie von Rebellen unter Vermittlung Russlands und der Türkei eine Einigung für die Evakuierung von Zivilisten und Kämpfern aus Ost-Aleppo zustande gekommen. Aus Regierungskreisen hieß es, sie sollten die Stadt in Richtung der von oppositionellen Milizen kontrollierten Provinz Idlib verlassen.
Den syrischen Regierungskräften war es in den vergangenen Tagen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe sowie schiitischer Milizen aus dem Libanon, Iran, Irak und Afghanistan gelungen, die seit 2012 von den Rebellen gehaltenen Viertel im Ostteil von Aleppo fast vollständig zurückzuerobern.
Lawrow und Steinmeier beraten sich
Weil die Rebellengebiete seit Monaten unter Blockade stehen, spitzte sich die humanitäre Lage dort immer mehr zu. Bis zum Schluss sollen noch Zehntausende Menschen in wenigen Vierteln Ost-Aleppos ausgeharrt haben. Es fehlt ihnen akut an Trinkwasser, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Syrien sprach von katastrophalen Zuständen. Aktivisten befürchteten zudem Vergeltungsakte, sollten sie in die Hände von regierungstreuen Truppen geraten.
Der russische Chefdiplomat Sergej Lawrow beriet mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier in einem Telefonat über die Lage in Aleppo. Dabei sei es auch um humanitäre Hilfe für die Menschen in der Stadt gegangen, teilte das Ministerium in Moskau mit.
Die USA machten Syrien und seine Verbündeten Russland und Iran für einen "kompletten Kollaps der Menschlichkeit" in Aleppo verantwortlich. Die drei Länder stünden hinter "der Eroberung und dem Blutbad in Aleppo" und seien für die in der Stadt verübten Gräueltaten verantwortlich, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power, im UN-Sicherheitsrat. Zudem zeigten sie keinerlei Gnade für die Zivilisten.
Ende des Krieges nicht absehbar
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte seiner Organisation zuvor Kapitalversagen bei der Lösung des Konflikts in Syrien attestiert. "Wir alle haben die Menschen in Syrien bislang kollektiv hängenlassen", sagte Ban in New York. "Der Sicherheitsrat hat seine Hauptaufgabe in Hinblick auf den Erhalt von internationalem Frieden und Sicherheit nicht erfüllt."
Unklar war zunächst, ob auch die Al-Kaida-nahe Fatah-al-Scham-Front (früher: Al-Nusra) abzieht. Ein türkischer Offizieller, der in die Verhandlungen eingebunden war, erklärte, die Einigung umfasse Zivilisten und "moderate Rebellen".
Der Abzug bedeutet einen wichtigen Sieg für die syrische Regierung im fast sechs Jahre dauernden Bürgerkrieg. Das Regime von Präsident Baschar al-Assad kontrolliert nun wieder alle großen Städte des Landes. Beobachter rechnen trotzdem nicht damit, dass der Bürgerkrieg bald endet.
Rebellen beherrschen unter anderem die Provinz Idlib im Nordwesten Syriens. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat im Norden und Osten Syriens noch große Gebiete unter Kontrolle. Hinzu kommen Gebiete, die in kurdischer Hand sind, was vor allem die ebenfalls militärisch involvierte Türkei nicht hinnehmen will.
Quelle: ntv.de, shu/dpa/AFP