Nach einer Woche Digitaler Führerschein ist wieder offline
30.09.2021, 09:43 Uhr
Nur kurz online: der digitale Führerschein.
(Foto: picture alliance/dpa)
In der App "ID Wallet" hätten Autofahrer eigentlich ihren Führerschein virtuell auf dem Smartphone speichern können. Bisher mangelte es an konkreten Anwendungsmöglichkeiten, nun ist die App nach zahlreichen Fehlermeldungen wieder offline.
Der digitale Führerschein der Bundesregierung ist nicht mehr online. Mit der App "ID Wallet" sollten Autofahrer ihre Fahrerlaubnis virtuell auf ihrem Smartphone speichern können. Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, habe sie aber schon nach wenigen Tagen den Geist aufgegeben. Zahlreiche Nutzer hätten sich über Fehlermeldungen beschwert.
Mithilfe der App konnten Nutzer, die über einen E-Personalausweis verfügen, eine Anfrage beim Kraftfahrtbundesamt stellen und eine digitale Version der Fahrerlaubnis in der Brieftaschen-App speichern. Das klappte aber offenbar nur bei wenigen Nutzern problemlos. Es hätten sich infolge in den sozialen Medien Beschwerden gehäuft. Die Bundesregierung teilte auf ihrer Internetseite mit, dass es wegen der "sehr hohen Nachfrage" unerwartete "Leistungsspitzen" gegeben habe, die die Nutzung der App beeinträchtigt hätten. Nun werde das Programm für "wenige Wochen" wieder aus den App-Stores herausgenommen und dann neu gelauncht.
Erst vergangene Woche teilte das Verkehrsministerium mit, dass es sich bei der App um die erste Stufe handelte. Minister Andreas Scheuer erklärte, dass die Technik stehe und es im nächsten Schritt um die Anwendungen gehe. "Der digitale Führerschein hat das Potenzial, den Alltag von Autofahrern deutlich zu erleichtern." So könne eine aufwendige Video-Überprüfung des Führerscheins etwa für Car-Sharing oder bei Mietwagen-Anbietern überflüssig werden. Derzeit werde mit BMW und Sixt an Anwendungen zum Einsatz des digitalen Führerscheins gearbeitet, die in den kommenden Monaten eingesetzt werden könnten. "Parallel dazu arbeiten wir auf EU-Ebene daran, dass der digitale Führerschein auch als offizieller Nachweis der Fahrerlaubnis zum Beispiel in Polizeikontrollen anerkannt wird", erklärte der Minister.
Kritik vom Digitalverband
Kritik gab es hingegen vom Digitalverband Bitkom: Der "Führerschein als App" reihe sich ein "in die mühseligen Versuche, auch in Deutschland digitale Technologien an der Schnittstelle von Verwaltung und Verbrauchern zum Einsatz zu bringen", bemängelte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Zunächst kam ein elektronischer Personalausweis, für den es aber faktisch keine Einsatzmöglichkeiten gab. Dann kam die elektronische Gesundheitskarte, die außer Stammdaten nichts zu bieten hatte. Jetzt kommt eine Führerschein-App, die bei Polizeikontrollen nicht akzeptiert wird."
Diese App sei ein erster kleiner Schritt auf dem Weg in die digitale Mobilität, mehr nicht. Rohleder betonte, Norwegen oder zum Beispiel der Kosovo seien Deutschland um Jahre voraus. Dort seien 2019 und 2018 offizielle Führerschein-Apps eingeführt worden, die alle Funktionen des klassischen Führerscheins besäßen. "Erst wenn die Führerschein-App auch in Deutschland in allen Standardsituationen und bei Verwaltungsleistungen genutzt werden kann, wird sie ihren Nutzen in der Breite entfalten."
Quelle: ntv.de, ses/dpa