Politik

Gülen-Anhänger ausgespäht Ditib entschuldigt sich für Spitzeleien

Die Kurdische Gemeinde in Deutschland warnt, Ditib werde von Ankara zur Einflussnahme instrumentalisiert.

Die Kurdische Gemeinde in Deutschland warnt, Ditib werde von Ankara zur Einflussnahme instrumentalisiert.

(Foto: dpa)

Einige Ditib-Imame haben Informationen über Gülen-Anhänger in Deutschland an die Regierung in Ankara weitergegeben. Dafür entschuldigt sich der Verband nun. Der Vorsitzende der Kurdischen Gemeinde warnt vor einem türkischen Islamismus in Deutschland.

Deutschlands größter Islamverband Ditib hat Bespitzelungen für den türkischen Staat eingeräumt. Imame hätten Informationen über die Gülen-Bewegung an die Regierung in Ankara weitergegeben, sagte Generalsekretär Bekir Alboga. Die entsprechende schriftliche Anweisung des türkischen Religionspräsidiums Diyanet sei nicht an die Ditib gerichtet gewesen. Trotzdem seien dieser einige wenige Ditib-Imame fälschlicherweise gefolgt. Die Kurdische Gemeinde in Deutschland kritisierte, Ditib werde von Ankara zur Einflussnahme instrumentalisiert. Der Grünen-Politiker Volker Beck forderte den Verband auf, die Namen der Imame zu nennen.

Ditib-Generalsekretär Alboga sagte der "Rheinischen Post": "Wir bedauern die Panne zutiefst und haben diesbezüglich auch mit Diyanet gesprochen." Zuvor hatten die regierungskritische türkische Zeitung "Cumhuriyet" und "Die Welt" berichtet, Ditib-Imame hätten angebliche Anhänger des Predigers Fethullah Gülen in Deutschland bespitzelt. Das türkische Religionspräsidium hatte demnach eine entsprechende Aufforderung an alle Auslandsvertretungen der Türkei geschickt. Gülen gilt in der Türkei als Staatsfeind. Präsident Recep Tayyip Erdogan macht seine Bewegung für den Putschversuch im Juli vergangenen Jahres verantwortlich.

Toprak: Türkischer Islam wird aggressiver

Der Bundesvorsitzende der Kurdischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, äußert sich nicht überrascht zu dem Eingeständnis. Ditib sei von Ankara instrumentalisiert, sagte Toprak dem Radiosender SWR 2. Wer mit dem Verband zusammenarbeite, wie es Landesregierungen in Fragen des islamischen Schulunterrichts täten, der lege die Zukunft der deutschen Muslime in die Hände des türkischen Präsidenten Erdogan.

Der türkische Islam werde immer nationalistischer und islamistischer, sagte Toprak. Er warnte in diesem Zusammenhang vor Folgen für das Zusammenleben in Deutschland. Es entstünden Gegengesellschaften, die aktiv und aggressiv gegen westliche Werte vorgingen. Ihn erschrecke die Hilflosigkeit deutscher Politiker, sagte Toprak.

Der religionspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Beck, verwies darauf, dass er bereits im Dezember beim Generalbundesanwalt Strafanzeige in diesem Fall gestellt habe - wegen des Verdachts der Spionage zum Nachteil der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Verdacht habe sich nun bestätigt. Die Ditib müsse nun der Generalbundesanwaltschaft die Personen benennen, die im Auftrag der türkischen Republik Informationen gesammelt und an türkische Stellen weitergegeben haben.

Die Spitzel-Affäre war am Mittwoch auch Thema eines Gesprächs zwischen Ditib-Vertretern aus Nordrhein-Westfalen und der Landesregierung in Düsseldorf. Nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei im vergangenen Jahr stand die Ditib wegen ihrer engen Verflechtung mit dem türkischen Staat wiederholt in der Kritik.

Quelle: ntv.de, bdk/epd

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