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In Istanbul geboren Dobrindt macht Sinan Selen zum Chef des Verfassungsschutzes

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Sinan Selen (l.) ist aktuell Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz.

Sinan Selen (l.) ist aktuell Vizepräsident des Bundesamts für Verfassungsschutz.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Nach gut zehn Monaten ohne Chef erhält der Verfassungsschutz einen neuen Präsidenten. Der in Istanbul geborene Sinan Selen soll in Zukunft die Behörde leiten. Der Terrorismusexperte will den Fokus des Inlandsnachrichtendienstes stärker auf Russland legen.

Union und SPD haben sich laut Medienberichten auf einen neuen Chef für den Verfassungsschutz geeinigt. Wie das "Handelsblatt", die "Bild"-Zeitung und das Portal Table Media melden, wird der bisherige Vizechef der Behörde, Sinan Selen, den Posten übernehmen. Demnach will Bundesinnenminister Alexander Dobrindt am Montag die Mitarbeiter des Bundesamtes per Brief informieren. Das Kabinett könnte die Personalie am Mittwoch absegnen.

Mit Selen würde erstmals ein Spitzenposten in den Sicherheitsbehörden des Bundes mit einem Mann mit Migrationshintergrund besetzt. Der Terrorismusexperte wurde 1972 in Istanbul geboren. Seine Eltern waren Journalisten bei der Deutschen Welle und wanderten aus der Türkei nach Deutschland ein, als Selen vier Jahre alt war. Vor einigen Jahren stellte er erfolgreich einen Antrag auf Entlassung aus der türkischen Staatsbürgerschaft.

Seit 2019 ist Selen Vizepräsident des deutschen Inlandsnachrichtendienstes, gemeinsam mit Silke Willems. Zuvor arbeitete er beim Bundeskriminalamt (BKA), im Bundesinnenministerium und war beim Tui-Konzern für die Sicherheit zuständig.

Der Verfassungsschutz hat seit November 2024 keinen Chef mehr. Thomas Haldenwang war damals als Geheimdienstchef abgelöst worden, weil er für die CDU im Wahlkreis Wuppertal in den Bundestag einziehen wollte.

Selen deutete jüngst an, dass der Verfassungsschutz einen Schwerpunkt auf die Aktivitäten Russlands legen werde. "Unsere Rolle als Abwehrdienst gewinnt zunehmend an Bedeutung", sagte er er Ende August der "Welt am Sonntag". Die Abwehr von Übergriffen fremder Mächte stehe an vorderster Stelle, gefolgt von der Terrorabwehr und der Abwehr von gewaltbereitem Extremismus. "Auf unser Land richtet sich ein breites Spektrum russischer Aktionen: Neben Low-Level-Agenten sind das vermehrt Cyberangriffe, Desinformation und handfeste Sabotage."

Aus Sicherheitskreisen heißt es, Selen sei "ein richtig guter Mann". Er sei der "beste Profi in den deutschen Sicherheitsbehörden" und werde dem Dienst guttun.

Quelle: ntv.de, jpe

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