Vergewaltigungen auf Partys Dritte Frau belastet Trumps Kandidaten
26.09.2018, 18:17 Uhr
"Er ist ein Prachtstück", sagt US-Präsident Donald Trump über Brett Kavanaugh (links).
(Foto: REUTERS)
In der 1980er Jahren soll Brett Kavanaugh übergriffig gegenüber Frauen gewesen sein. Mehrere Opfer erheben schwere Vorwürfe gegen den von US-Präsident Trump unterstützten Richter. Eine Frau berichtet nun von Gruppenvergewaltigungen.
Kurz vor der Anhörung im US-Senat hat eine dritte Frau Belästigungsvorwürfe gegen den von US-Präsident Donald Trump unterstützten Richterkandidaten Brett Kavanaugh erhoben. Sie sei Zeugin von sexuellen Übergriffen durch Kavanaugh bei Schülerpartys in den 80er Jahren gewesen, ließ Julie Swetnick über ihren Anwalt erklären. Sie selbst sei zudem bei einer Party, an der auch Kavanaugh teilnahm, Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden. Kavanaugh wies die Anschuldigungen zurück.
Swetnick gab in einer schriftlichen Erklärung an, zwischen 1980 und 1981 Kavanaugh in Washington kennengelernt zu haben. Zusammen mit seinem Freund Mark Judge habe Kavanaugh fast an jedem Wochenende Partys veranstaltet. Auf diesen sei sie mehrmals Zeugin von sexuellem Fehlverhalten geworden. Die beiden jungen Männer hätten sich exzessiv betrunken und sich Mädchen gegenüber aggressiv und übergriffig verhalten.
Kavanaugh habe "Mädchen gegen ihren Willen an sich gedrückt und sich an ihnen gerieben". Zudem habe er sich an intimen Körperstellen an ihrer Kleidung zu schaffen gemacht. Swetnick warf Kavanaugh auch vor, Mädchen mit sexuellen Kommentaren bedrängt zu haben, um sie "zu demütigen und zu beschämen". Sie habe Judge und Kavanaugh dabei beobachtet, wie sie Mädchen mithilfe von Drogen gefügig machten, sodass verschiedene Jungen sie nacheinander vergewaltigten konnten. Um das Jahr 1982 herum sei sie schließlich selbst betäubt worden und nicht in der Lage gewesen, sich gegen die sexuellen Übergriffe zu wehren.
Kavanaugh wies Swetnicks Anschuldigungen entschieden zurück. Er sprach von "falschen und unbestätigten" Vorwürfen. Sie seien Teil einer "Schmutzkampagne", die seine Nominierung in letzter Minute verhindern solle. Am Donnerstag soll es in dem Fall eine Anhörung geben. Die Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford will vor dem Justizausschuss des US-Senats aussagen.
"Zu viele Biere" getrunken
Ford wirft dem 53-jährigen Richter vor, 1982 am Rande einer Schülerparty versucht zu haben, sie zu vergewaltigen. Der "Washington Post" zufolge gibt Kavanaugh an, dass er während seiner Highschool-Zeit "nicht perfekt" gewesen sei und manchmal "zu viele Biere" getrunken habe. Das gehe es aus einer Zeugenaussage hervor, die der Senatsausschuss vor der Anhörung veröffentlichte. Sexuelle Übergriffe habe er nicht begangen, so der Richterkandidat.
Für Freitag ist bereits eine Abstimmung über eine Empfehlung im Justizausschuss angesetzt, die einem Votum im Senat vorangestellt ist. US-Präsident Donald Trump und die Republikaner wollen Kavanaugh so schnell wie möglich durch den Senat bringen, weil sie im Wahlkampf vor den Kongresswahlen am 6. November dringend auf Erfolge angewiesen sind. Die Demokraten hoffen dagegen, die knappe Mehrheit der Republikaner im Senat bei den Wahlen brechen zu können. Sollte der Justizausschuss tatsächlich am Freitag abstimmen, könnte es womöglich bereits in der kommenden Woche zu einem Votum im Senat kommen.
Anlässlich der jüngsten Vorwürfe äußerte sich Trump abfällig über den Anwalt, der Swetnick vertritt. Auf Twitter bezeichnete er Michael Avenatti als "drittklassigen Anwalt", der gut darin sei, falsche Anschuldigungen zu machen. Avenatti arbeitet als Anwalt für die Pornodarstellerin Stormy Daniels, die sich in einem Rechtsstreit mit Trump befindet. Dabei geht es um eine Affäre, die Daniels im Jahr 2006 mit Trump gehabt haben will, und eine Schweigegeldzahlung.
Demokraten haben Bedenken
Neben Swetnick und Ford wirft eine weitere Frau namens Deborah Ramirez Kavanaugh sexuelle Übergriffe vor. Der Richter weist die Vorwürfe zurück. Der Fall hatte einen heftigen Streit zwischen Republikanern und Demokraten ausgelöst. Die Konservativen haben sich mehrheitlich hinter ihren Kandidaten gestellt und sehen in den Vorwürfen eine Schmutzkampagne der Opposition. Die Demokraten haben große Bedenken gegen den Kandidaten und fordern, den Nominierungsprozess bis zum Abschluss einer umfangreichen Untersuchung auszusetzen.
Die Zeitung "USA Today" berichtete, ihr lägen vier beeidigte Erklärungen vor, die Fords Anwälte an den Justizausschuss übermittelt hätten. Darin sagten ihr Ehemann sowie Freunde und Bekannte aus, Ford habe ihnen bereits vor Jahren davon berichtet, dass Kavanaugh ihr gegenüber 1982 sexuell übergriffig gewesen sei.
Trump hat seinen Kandidaten für den obersten US-Gerichtshof aufs Heftigste verteidigt und die Demokraten scharf angegriffen. Die Missbrauchsvorwürfe gegen Kavanaugh seien unbegründet, es handele sich um ein "betrügerisches Spiel" der Demokraten, sagte Trump am Dienstag am Rande der UN-Vollversammlung in New York. Am Mittwoch äußerte er sich ähnlich. "Er ist von den Demokraten sehr unfair behandelt worden", sagte Trump. "Er ist hervorragend. Menschen wie ihn finden Sie nicht. Er ist ein Prachtstück."
Trump diskreditiert mutmaßliches Opfer
Der Supreme Court, der oberste US-Gerichtshof, ist enorm wichtig. Die Richter werden auf Lebenszeit ernannt. Sie werden vom Präsidenten vorgeschlagen und der Senat muss sie bestätigen. Bevor die vollständige Kammer über die Personalie abstimmt, muss sie zunächst den Justizausschuss passieren. Die Besetzung mit Kavanaugh könnte dem Gericht für viele Jahre ein konservatives Übergewicht geben. Fords Anschuldigungen gegen Kavanaugh waren kurz vor der geplanten Entscheidung des US-Senats bekannt geworden. Am Wochenende kamen dann noch die Anschuldigungen von Ramirez hinzu, einer früheren Kommilitonin Kavanaughs an der Universität Yale.
Ramirez sagte dem Magazin "The New Yorker", Kavanaugh habe sich Anfang der 80er Jahre bei einer Studentenparty im Beisein von anderen plötzlich vor ihr ausgezogen und ihr seinen Penis ins Gesicht gestreckt. Trump zog die Anschuldigungen von Ramirez am Dienstag in Zweifel. Er erklärte, Ramirez habe "Erinnerungslücken" und dazu angegeben, während des Vorfalls betrunken gewesen zu sein. Kavanaugh selbst hat sich in einem Interview gegen die Anschuldigungen gewehrt. "Ich habe niemals jemanden sexuell belästigt", sagte er dem Sender Fox News am Montag. Er habe Frauen immer mit Würde und Respekt behandelt.
Quelle: ntv.de, fzö/AFP/dpa