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MeToo-Vorwürfe vertuscht? Druck auf grüne EU-Fraktionsspitze wächst

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"Nicht tätig geworden": Die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen im EU-Parlament, Terry Reintke, muss sich gegen Vertuschungsvorwürfe wehren.

"Nicht tätig geworden": Die Co-Fraktionsvorsitzende der Grünen im EU-Parlament, Terry Reintke, muss sich gegen Vertuschungsvorwürfe wehren.

(Foto: picture alliance/dpa)

Nach zahlreichen Belästigungsvorwürfen legt der grüne EU-Abgeordnete Gallée sein Mandat nieder. Doch nun erreicht die Affäre auch die Fraktionsspitze. Sie soll die Beschwerden von Mitarbeiterinnen über Monate ignoriert haben. Sogar Vertuschung wird dem eigenen Spitzenpersonal vorgeworfen.

In der Affäre um Vorwürfe gegen den grünen Europapolitiker Malte Gallée wird deutliche Kritik am Verhalten von Spitzenvertretern der Fraktion im Europaparlament laut. In einem unter anderem an die Co-Fraktionsvorsitzende Terry Reintke adressierten Brief heißt es, es werde zwar immer wieder bekräftigt, dass man gegen Belästigungen vorgehe. Die Realität habe aber gezeigt, dass die Fraktionsführung nicht tätig geworden sei, als Opfer um Hilfe gebeten hätten.

Der Grünen-Politiker Malte Gallée war am Freitag als Europaabgeordneter zurückgetreten, nachdem er mit Belästigungs-Vorwürfen konfrontiert worden war. "Ich bin davon überzeugt, dass ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen", schrieb der 30-Jährige gleichzeitig. Er selbst habe deswegen im Sommer 2022 die Ombudsstelle der Grünen im Europäischen Parlament aufgefordert, dem nachzugehen. Um welche Gerüchte es genau geht, hat der bislang jüngste deutsche Europaabgeordnete nicht gesagt. Auch die Co-Fraktionsvorsitzende Reintke und der Leiter der deutschen Grünen-Delegation, Rasmus Andresen, und die Fraktionspressestelle schweigen bislang zu Details.

Nach Recherchen des "Stern" sollen etliche Mitarbeiterinnen der Partei in Brüssel Gallée seit Sommer 2022 vorgeworfen haben, sie sexuell belästigt zu haben. Die Vorwürfe betrafen demnach zunächst grenzüberschreitendes Verhalten, unerwünschte Berührungen, ungebetenes Betreten von Büros, aber auch Mobbing. Zudem hatten mehr als ein Dutzend Frauen dem Magazin von grenzüberschreitendem Verhalten, Mobbing und sexueller Belästigung durch Malte Gallée berichtet.

"Offensichtliche Vertuschung schockierend"

In dem jetzt öffentlich gewordenen Brief heißt es: "Vorwürfe der Belästigung und, was noch beunruhigender ist, die offensichtliche Vertuschung sind nicht nur entmutigend, sondern schockierend." Man wolle bei der defensiven Reaktion der Führung nicht mitmachen. Diese erkenne den Ernst der Lage und die Erfahrungen der Betroffenen nicht an.

Der Grünen-Politiker Gallée war Anfang 2022 für Sven Giegold ins Europaparlament nachgerückt, der als Staatssekretär ins Bundeswirtschaftsministerium wechselte. Auf der besonders bei jungen Menschen beliebten Kurzvideoplattform TikTok folgten ihm zuletzt mehr als 50.000 Menschen.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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