Zu spät auf Pandemie reagiert? Durchsuchung bei Frankreichs Ex-Premier
15.10.2020, 16:27 Uhr
Straffälliges Krisenmanagement? Ex-Premierminister Philippe im Visier der Behörden.
(Foto: imago images/Hans Lucas)
Wegen des Verdachts zu spät auf die Corona-Krise reagiert zu haben, hat die französische Justiz Büros und Wohnungen hochrangiger Politiker durchsucht - darunter die Räumlichkeiten des früheren Premierministers Philippe und des Gesundheitsministers Véran.
Im Rahmen einer Justizuntersuchung zum Corona-Krisenmanagement wurde das Büro und der Wohnsitz des französischen Ex-Premierministers Édouard Philippe durchsucht. Das bestätigt eine Sprecherin des Rathauses von Le Havre der Deutschen-Presse-Agentur. Philippe ist seit seinem Ausscheiden aus der Mitte-Regierung im Sommer Bürgermeister der nordfranzösischen Hafenstadt. "Édouard Philippe hat immer gesagt, dass er sich der Justiz zur Verfügung stellt", teilt die Sprecherin mit. Nach französischen Medienberichten kamen Ermittler auch zu Gesundheitsminister Olivier Véran und dessen Amtsvorgängerin Agnès Buzyn. Offiziell bestätigt wurde das zunächst nicht.
Nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im Frühjahr hatten Ärzteverbände, Infizierte oder andere Betroffene beim Gerichtshof der Republik Anzeigen gegen die Regierung eingereicht. Die Ärztevertretung C-19 warf Philippe und Buzyn vor, viel zu spät auf die Pandemie reagiert zu haben. Der Gerichtshof der Republik ist als einzige Institution in Frankreich berechtigt, Ministerinnen und Minister für Handlungen zu verurteilen, die in Ausübung ihres Amtes begangen wurden.
Frankreich ist stark von der Coronavirus-Pandemie betroffen, es starben bereits über 33.000 Menschen. Erst am Mittwochabend hatte Staatschef Emmanuel Macron nächtliche Ausgangssperren in Ballungszentren wie Paris oder Lyon angekündigt.
Quelle: ntv.de, dhe/dpa