In Straflager gestorben Dutzende Staaten fordern Untersuchung von Nawalnys Tod
04.03.2024, 17:43 Uhr Artikel anhören
Nach Nawalnys Tod hatten sich die Behörden acht Tage lang geweigert, den Leichnam an dessen Angehörige zu übergeben.
(Foto: picture alliance/dpa/EUROPA PRESS)
Russische Behörden beharren auf ihrer Darstellung, Kreml-Kritiker Nawalny sei eines "natürlichen Todes" gestorben. 43 Länder im UN-Menschenrechtsrat bezweifeln diese Behauptung. Wie Nawalny ums Leben kam, wollen sie "unabhängig und transparent" untersuchen lassen.
Nach dem Tod des prominenten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny in einem russischen Straflager haben mehr als 40 Staaten eine unabhängige internationale Untersuchung gefordert. Russland müsse eine "unabhängige und transparente internationale Untersuchung seines plötzlichen Todes zulassen", erklärte EU-Botschafterin Lotte Knudsen im Namen von 43 Staaten vor dem UN-Menschenrechtsrat. Der 47-jährige Nawalny war nach Angaben der russischen Behörden am 16. Februar in einem russischen Straflager in der Arktis gestorben, wo er eine 19-jährige Haftstrafe absaß.
Den russischen Angaben zufolge starb Nawalny eines "natürlichen Todes", die genauen Umstände sind allerdings weiter unklar. Seine Anhänger und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung und Kreml-Chef Wladimir Putin für den Tod des Oppositionellen verantwortlich. Moskau weist die Anschuldigungen zurück.
Nach Nawalnys Tod hatten sich die Behörden acht Tage lang geweigert, den Leichnam an dessen Angehörige zu übergeben. Diese vermuteten dahinter einen Versuch, eine Beteiligung der Behörden an dessen Tod zu vertuschen. Am Freitag war Nawalny schließlich in Moskau beerdigt worden, zahlreiche Anhänger waren trotz Warnungen der Behörden zu der Zeremonie geströmt.
Am Tag der Beerdigung Nawalnys hatte es landesweit Traueraktionen gegeben, dabei wurden Dutzende Menschen festgenommen. Das Bürgerrechtsportal ovd.info meldete am Sonntagmorgen, dass die Zahl der Festnahmen bei 105 liege, verteilt auf 22 Städte, davon etwa allein etwa 20 Menschen in Nowosibirsk.
Auch am vergangenen Wochenende verabschiedeten sich trotz Polizeipräsenz weiter Menschen von Nawalny, an seinem Grab auf dem Friedhof Borissowskoje. Uniformierte von Polizei und Nationalgarde sowie Friedhofsangestellte ließen die Trauernden ungehindert am Grab verweilen und Blumen niederlegen.
Quelle: ntv.de, lve/AFP