CO2-Reduzierung bis 2030 EU-Gipfel vertagt Klimaschutz-Entscheidung
25.05.2021, 20:21 Uhr
Braunkohle Kraftwerk im nordrhein-westfälischen Bergheim
(Foto: picture alliance / Jochen Tack)
Die EU will bis 2050 klimaneutral sein. Um das zu erreichen, soll der CO2-Ausstoß weiter gesenkt werden. Der EU-Gipfel in Brüssel bringt bei dem Thema jedoch wenig Klarheit. Trotzdem werten die Beteiligten das Treffen als Erfolg.
Der EU-Gipfel hat keine Fortschritte bei der Umsetzung des verschärften Klimaziels bis 2030 gebracht. In ihrer gemeinsamen Erklärung verständigten sich die Staats- und Regierungschefs in Brüssel lediglich darauf, "sich zu gegebener Zeit" erneut mit dieser Frage zu befassen. Die EU-Kommission müsse zunächst konkrete Vorschläge dazu unterbreiten.
Eine ursprünglich vorgesehene Passage zur Lastenteilung unter den Mitgliedstaaten wurde aus der Erklärung gestrichen. Die Staats- und Regierungschefs bekräftigten nur ihren Beschluss vom Dezember zu den globalen Zielen und forderten die Kommission auf, in ihren Vorschlägen die Auswirkungen auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zu berücksichtigen.
Das Ziel für die CO2-Reduzierung bis 2030 hatten die EU-Staaten im Dezember von 40 auf nun 55 Prozent angehoben. Die EU-Kommission will zur Umsetzung Mitte Juli konkrete Gesetzesvorschläge vorlegen, die letztlich auch den Weg zur Klimaneutralität der EU im Jahr 2050 ebnen sollen.
Die Mitgliedstaaten sollten bei dem Gipfel dazu ihre Haltung darlegen. Vor allem osteuropäische Länder, die noch stark von Kohle abhängig sind, fürchten zu einschneidende Maßnahmen. "Es stimmt schon, (die Gipfelerklärung, Anm. d. Red.) ist bei diesem Thema recht kurz", sagte EU-Ratspräsident Charles Michel. Wichtig sei aber, dass die Debatte dazu sehr konstruktiv gewesen sei.
"Haben heute eine Orientierungsdiskussion geführt"
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte, ihre Erwartungen an den Gipfel seien hier "voll erfüllt" worden. "Ich wollte den Mitgliedsstaaten zuhören, was ihre Ansichten, ihre Bedenken, ihre Ideen für diesen großen Schritt nach vorne sind." Es sei außerdem schon ein "großer Erfolg, dass kein Mitgliedsstaat mehr unsere Ziele in Frage stellt".
Nach dem Treffen plädierte von der Leyen für eine Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf den Gebäude- und Verkehrssektor. In diesen Bereichen müssten mehr Treibhausgase eingespart werden, sagte die Kommissionspräsidentin am Abend. Ihrer Behörde schwebe deshalb "die Einführung eines eigenen, separaten Emissionshandelssystems" vor - gekoppelt an eine soziale Ausgleichsstruktur.
"Wir haben heute eine Orientierungsdiskussion geführt", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Konkrete Ergebnisse seien nicht zu erwarten gewesen. "Aber der Zwischenschritt war wichtig, weil alle nochmal ihre nationalen Erwartungen an das Paket der Kommission äußern konnten."
Bulgarien und Tschechien hatten bereits klar gemacht, dass sie eine Verringerung des nationalen Ausstoßes um 55 Prozent für nicht machbar halten. Die Staats- und Regierungschefs vereinbarten deshalb im Dezember, dass das 55-Prozent-Ziel bis 2030 gemeinschaftlich erreicht werden soll - andere EU-Staaten müssten also mehr leisten.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP