Gerecht oder bürokratisch? EU ist gegen Gabriels Kindergeld-Vorschlag
20.12.2016, 10:29 Uhr
Führende EU-Politiker sind gegen Gabriels Vorschlag.
(Foto: imago/Jürgen Heinrich)
Sigmar Gabriel will das Kindergeld für EU-Ausländer kürzen, doch Vertreter der EU lehnen dies ab. Zwei führende EU-Politiker argumentieren: zu bürokratisch und widersprüchlich. Unionspolitiker stützen dagegen Gabriel.
Die Unionspolitiker unterstützen Gabriels Kindergeld-Vorschlag, die EU dagegen nicht: Mit seiner Forderung nach einer Kürzung des Kindergelds für EU-Ausländer stößt SPD-Chef Sigmar Gabriel auf Widerstand aus Brüssel. "Wir haben uns gegen eine Kopplung des Kindergelds an das Lebenshaltungsniveau des Landes entschieden, in dem die Kinder leben", sagte der Vizepräsident der EU-Kommission, Jyrki Katainen, der "Passauer Neuen Presse". "Wir meinen: Wer zum Beispiel in Deutschland arbeitet, Steuern und Abgaben zahlt, darf nicht diskriminiert werden und muss die gleichen Sozialleistungen erhalten wie alle anderen Arbeitnehmer", argumentierte Katainen. Die Europäische Kommission folge diesem Prinzip.
EU-Sozialkommissarin Marianne Thyssen sagte der "Bild"-Zeitung, die von Gabriel geforderte Kürzung des Kindergeldes für im Heimatland zurückgebliebene Kinder von EU-Ausländern in Deutschland sei zu bürokratisch. Es gebe "keinen Grund, Änderungen im Kindergeldsystem vorzunehmen". Schließlich sei es "fair, die gleichen Leistungen zu erhalten, wenn man die gleichen Beiträge in ein System einbezahlt".
Unionspolitiker unterstützen Gabriel
Bayerns Finanzminister Markus Söder von der CSU sprach sich dagegen für die rasche Umsetzung von Gabriels Vorschlag aus. "Künftig sollte das Kindergeld an das Preisniveau des Landes angepasst werden, in dem das Kind lebt", sagte Söder der "Bild"-Zeitung. Dies schaffe "eine faire und gerechte Regelung in der EU".
Die Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Gerda Hasselfeldt, sagte, in Anbetracht des starken Anstiegs der Kindergeldfälle von EU-Ausländern auf rund 160.000 müsse "dringend gehandelt werden". Sie sagte ebenfalls der "Bild"-Zeitung: "Mit der aktuellen Rechtslage setzen wir Fehlanreize und öffnen dem Ausnutzen des deutschen Sozialstaates Tür und Tor." CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer kritisierte in der "Bild"-Zeitung, der "Kindergeld-Transfer ins Ausland" nehme immer mehr zu: "Das ist Sozialmissbrauch in Milliardenhöhe über Jahre zu Lasten des deutschen Steuerzahlers." Bei der Jugendorganisation der Sozialdemokraten, den Jusos, stieß Gabriels Vorstoß auf große Kritik.
Laut Sozialkommissarin Thyssen wären die Einsparungen für Deutschland "geringer als 0,1 Prozent der jährlichen Kindergeldausgaben - im Gegenzug für ein extrem bürokratisches und kompliziertes System mit 27 verschiedenen Anspruchshöhen".
Quelle: ntv.de, sgu/AFP