Politik

Effekt des 9-Euro-Tickets Vereinfachte Verkehrstarife finden viele Anhänger

Das 9-Euro-Ticket ist nicht nur deutlich preiswerter als bisherige Ticket, sondern auch erheblich flexibler.

Das 9-Euro-Ticket ist nicht nur deutlich preiswerter als bisherige Ticket, sondern auch erheblich flexibler.

(Foto: dpa)

Mit dem 9-Euro-Ticket entdecken viele den Öffentlichen Nahverkehr ganz neu. Verkehrsminister Wissing verspricht sich von dem Ticket, das erfunden wurde, um Bürgerinnen und Bürger zu entlasten, Impulse für eine veränderte Tarifstruktur. Damit rennt er bei vielen offene Türen ein.

Die Pläne von Bundesverkehrsminister Volker Wissing für einen überregionalen Nahverkehrstarif stoßen auf positive Resonanz. Die Tarifstruktur im Öffentlichen Personennahverkehr sei in Deutschland sehr kompliziert, sagte Andreas Schröder von Pro Bahn der Deutschen Presse-Agentur. Hier eine Veränderung anzustoßen, sei deshalb "grundsätzlich zu begrüßen". Angesichts des Beharrungsvermögens der Verkehrsverbünde werde dies aber sicherlich nicht einfach sein. Ein mögliches Modell wäre beispielsweise ein "kilometerabhängiger Tarif".

Die zurückliegenden Wochen hätten gezeigt, dass durch das auf Juni, Juli und August beschränkte Monatsticket für neun Euro auch zusätzlicher Freizeit-Verkehr, "der sonst nicht stattgefunden hätte", entstanden sei. Dies sei vor allem auf touristisch interessanten Strecken und da, wo Regionalbahnen parallel zum Fernverkehr auf langen Streckenabschnitten verkehren, zu beobachten.

Bei Überlegungen einer Nachfolge-Regelung für das 9-Euro-Ticket solle darauf geachtet werden, "dass man nicht unnötigen Verkehr kreiert". Ein positiver Effekt des 9-Euro-Tickets sei der "disruptive Charakter", sagte Schröder. Dadurch habe sich - jenseits der schwierigen finanziellen Fragen - gezeigt, dass grundlegende Veränderungen möglich seien.

Bezahlbar und einfach funktioniert

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Auch Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann plädierte für eine dauerhafte Folgeregelung für das 9-Euro-Ticket. "Die Inanspruchnahme des 9-Euro-Tickets zeigt ja, was für ein Erfolgsmodell das ist", sagte Haßelmann dem Tagesspiegel. Bezahlbare und einfache Angebote, bei denen Menschen nicht über Tarifzonen nachdenken müssten, würden genutzt. Man werde das aktuelle Angebot sicher "nicht 1:1 fortsetzen" können, denn der Ausbau des ÖPNV gehöre auch dazu. "Aber wir denken darüber nach, wie eine dauerhafte Nachfolge für das 9-Euro-Ticket aussehen kann: Was wäre ein attraktives Angebot, das Menschen auch in Anspruch nehmen?" Hier seien Bund und Länder gemeinsam gefragt, Ideen zu entwickeln.

Bundesverkehrsminister Wissing hatte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt, nach dem Auslaufen des zeitlich begrenzten 9-Euro-Tickets wolle er sich für eine dauerhafte Vereinfachung des Tarifsystems im öffentlichen Nahverkehr einsetzen. "Wenn die komplizierten Tarifzonen verschwinden und die Tickets bundesweit gelten, wird der öffentliche Nahverkehr sehr viel stärker genutzt", sagte der FDP-Politiker. "Wir sollten deswegen endlich Wege finden, den Tarif-Dschungel in Deutschland zu beenden."

(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 10. Juli 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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