Polizeichef zum G20-Einsatz Einheiten verweigerten Vorrücken in Schanze
15.07.2017, 09:15 Uhr
Hinsichtlich des Polizeieinsatzes im Rahmen des G20-Gipfels werden immer neue Details bekannt. Nach Angaben des Hamburger Polizeipräsidenten Meyer gab es einen Konflikt zwischen der Einsatzleitung und den Kräften vor Ort.
Während der stundenlangen Randale im Hamburger Schanzenviertel im Rahmen des G20-Gipfels kam es zum Konflikt zwischen der Einsatzleitung und den Kräften vor Ort. Wie der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer im Interview mit "Spiegel Online" bestätigte, hatte Einsatzleiter Hartmut Dudde die Einheiten aufgefordert, in die Schanze vorzurücken. Doch die weigerten sich.
Ein Unterstützungskommando aus Bayern schaltete sogar das bayerische Innenministerium ein. "Natürlich ist das ein Konflikt, wenn der Einsatzführer sagt: Wir müssen da jetzt rein. Und die Einheiten sagen: Ja, aber nicht wir", so Meyer. Die Gefahren, die dort nicht nur für die Polizeibeamten, sondern für alle Menschen in der Schanze drohten, waren ohne dass die Angreifer von den Dächern geholt werden, nicht zu kalkulieren. Dieses Ausmaß an Gewalt haben wir alle noch nicht erlebt.
Die Polizei rückte am 7. Juli erst in das Schanzenviertel vor, als schwer bewaffnete Spezialeinheiten vor Ort waren. Das dauerte jedoch einige Zeit, da die Kommandos für andere Einsätze vorgesehen waren, erst zusammengezogen und zur Schanze gebracht werden mussten. "Die verschiedenen Einheiten mussten sich abstimmen und den Einsatz vorbereiten", sagte Meyer. "Das haben wir so schnell wie möglich getan."
Kritik an "Besserwissern ohne eigene Verantwortung"
Die Guerilla-Taktik der Autonomen sei für die Polizei ein kaum zu lösendes Problem, so Meyer weiter. Man müsse überlegen, wie man künftig mit diesen Tätern umgehe. Denkbar sei etwa eine Markierung mit künstlicher DNA, indem man die Gewalttäter mit farbloser Flüssigkeit besprüht. "Wenn sie dann später, in anderer Kleidung, an anderer Stelle auftauchen, wären sie für die Polizei zu identifizieren", sagte Meyer. "Ich gehe davon aus, dass die Täter bei G20 mehrfach an verschiedenen Orten zugeschlagen haben, ohne dass man sie zuordnen konnte."
Zur Kritik an der Organisation des G20-Einsatzes, wie sie etwa Berliner Polizisten äußerten, sagte Meyer: "Solche Kommentare gibt es immer. Besserwisser ohne eigene Verantwortung. Bei der 'Welcome to Hell'-Demo wäre mir lieber gewesen, der Schwarze Block hätte nicht über die Hafenmauer flüchten können. Aber da kommen Leute von außen hinzu, helfen denen hoch - und schon kommt der Plan ins Straucheln. Hinterher will dann irgendwer den Eindruck erzeugen, es sei chaotisch gewesen, weil es nicht plangemäß lief. Das sind Leichtmatrosen, die bei ruhigem Seegang sagen, man hätte alles besser machen können."
Quelle: ntv.de, wne