Kremlchef sucht Unterstützung Erdogan appelliert an Putins Vernunft
24.06.2023, 17:18 Uhr Artikel anhören
Erdogan hat Putin seine "volle Unterstützung der von der russischen Führung unternommenen Schritte" erklärt, teilte der Kreml der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zufolge mit.
(Foto: Sergei Savostyanov/Pool Sputnik )
Angesichts des eskalierten Machtkampfs mit Wagner-Chef Prigoschin spricht Russlands Präsident Putin mit mehreren Staatschefs und rückversichert sich der Unterstützung. In einem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Erdogan wird der Kremlchef aber zur Mäßigung aufgerufen.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat dem russischen Staatschef Wladimir Putin nach Angaben des Kreml in einem Telefonat über den bewaffneten Aufstand in Russland seine "volle Unterstützung" zugesichert. "Der Präsident von Russland informierte über die Situation im Land im Zusammenhang mit dem Versuch einer bewaffneten Rebellion", erklärte der Kreml zu dem Gespräch. Erdogan habe "seine volle Unterstützung für die von der russischen Führung unternommenen Schritte zum Ausdruck" gebracht, hieß es. Erdogan hatte im Jahr 2016 einen Putschversuch in der Türkei überstanden.
Das türkische Präsidialamt bestätigt das Telefonat ebenfalls. Erdogan habe Putin aufgefordert, mit Vernunft zu handeln, erklärt das türkische Präsidialamt. Erdogan habe Putin mitgeteilt, dass die Türkei bereit sei, ihren Teil zu einer friedlichen Lösung der Situation beizutragen. Das Telefonat, so berichtet die russische Nachrichtenagentur, sei auf Initiative der Türkei zustande gekommen.
Putin hatte wegen des Aufstands der Söldner-Gruppe Wagner und dem Vorrücken auf die Hauptstadt Moskau auch mit mehreren Staatschefs benachbarter Länder gesprochen. Das belarussische Präsidialamt erklärte auf Telegram, Putin habe Präsident Alexander Lukaschenko über die Lage informiert. Der Sicherheitsrat des Landes stellte klar, dass das Land ein Alliierter Russlands bleibe. Die internen Streitigkeiten in Russland seien allerdings "ein Geschenk an den kollektiven Westen", erklärt das Gremium.
Dort wird die Lage ebenfalls aufmerksam beobachtet: Ein Sprecher der Bundesregierung erklärt auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters: "Der Kanzler lässt sich laufend informieren. Die Lage bleibt ja recht dynamisch, insofern beobachten wir das sehr genau und koordinieren uns auch mit unseren engsten Verbündeten." Zur Stunde sei keine weitere Erklärung geplant.
Soldaten riegeln Moskaus Süden ab
Die USA bleiben angesichts der Entwicklungen in Russland in enger Abstimmung mit ihren Verbündeten und Partnern, erklärt Außenminister Antony Blinken auf Twitter. Er habe mit den G7-Außenministern und dem EU-Außenbeauftragten gesprochen. An der US-Unterstützung für die Ukraine ändere sich nichts.
Der Agentur TASS zufolge sprach Putin auch mit dem usbekischen Präsidenten Schawkat Mirsijojew. Nach einem Telefonat Putins mit dem kasachischen Präsidenten Qassym-Schomart Toqajew erklärte dieser seinem Büro zufolge, es handele sich um eine interne Angelegenheit Russlands. Die öffentliche Ordnung müsse aufrechterhalten werden.
Der seit langer Zeit schwelende Machtkampf zwischen Söldnerführer Jewgeni Prigoschin und der russischen Militärführung war am Freitagabend eskaliert. Kämpfer von Prigoschins Wagner-Gruppe marschierten von der Ukraine aus nach Russland ein und übernahmen am Samstag nach eigenen Angaben die Kontrolle über Militäreinrichtungen in Rostow.
Um sich auf einen Angriff vorzubereiten, haben russische Soldaten eine Stellung mit Maschinengewehren im Süden Moskaus bezogen, wie von der Zeitung "Wedomosti" veröffentlichte Fotos zeigen. Auf den Bildern ist auch zu sehen, wie sich schwerbewaffnete Polizisten an einem Ort an der Autobahn M4 versammeln. Auf der M4 bewegen sich Wagner-Söldner in Richtung Moskau. Die Autobahn führt von Süden in die russische Hauptstadt.
Quelle: ntv.de, tno/AFP/rts