Streit über russische Raketen Erdogan rechnet nicht mit US-Sanktionen
29.06.2019, 16:17 Uhr
Wegen der geplanten Lieferung von russischen S-400-Raketen in die Türkei prüften beide Seite "verschiedene Lösungen", sagte Trump.
(Foto: imago images / Xinhua)
Die Türkei hat einen Rüstungsdeal mit Russland geschlossen und erhält demnächst S-400-Raketen. Die USA sind darüber erbost. Nach dem Gespräch beider Präsidenten geht Erdogan davon aus, dass er keine Strafmaßnahmen seitens der USA fürchten muss. Trump drückt es allerdings anders aus.
Im Streit mit den USA um einen Waffendeal zwischen der Türkei und Russland rechnet der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nicht mit US-Sanktionen. US-Präsident Donald Trump habe beim G20-Gipfel im japanischen Osaka gesagt, dass es keine Sanktionen geben werde, meinte Erdogan bei einer Pressekonferenz in Osaka nach einem Treffen mit Trump.
Vor den Gesprächen hatte Trump gesagt, die Türkei sei "ein Freund" der USA. "Wir sind große Handelspartner, wir werden noch viel größer." Zudem erklärte er, über die geplante Lieferung von S-400-Raketen werde verhandelt und beide Seiten prüften "verschiedene Lösungen". Sanktionen schloss er nicht ausdrücklich aus.
Zuvor hatte Washington Druck auf die Türkei ausgeübt, den Kauf des russischen S-400-Raketensystems abzusagen. Erdogan dagegen hatte mehrfach behauptet, der Rüstungsdeal sei beschlossene Sache, die erste Lieferung solle in der ersten Juli-Hälfte erfolgen.
US-Sanktionen würde Türkei hart treffen
Experten zufolge würden US-Sanktionen die angeschlagene türkische Wirtschaft hart treffen. Türkische Beamte hatten angegeben, sich bereits auf US-Sanktionen vorzubereiten. Das Rüstungsgeschäft mit Russland führt bereits seit Längerem zu Spannungen zwischen den Nato-Partnern USA und Türkei. Erdogan erklärte Trump nun, der Grund für den Kauf des S-400-Systems sei, dass es Trumps Amtsvorgänger Barack Obama nicht gelungen sei, der Türkei stattdessen das vergleichbare US-Patriot-System zu verkaufen. Der US-Kongress hatte das damals verhindert.
Diese Argumentation schien bei Trump gut anzukommen: Erdogan sollte nicht für Obamas Fehler verantwortlich gemacht werden, sagte Trump in Osaka. "Wir haben eine schwierige Situation, weil der Präsident (Erdogan) die Patriot-Raketen nicht kaufen durfte", meinte Trump. "Dies wurde ihm von der Obama-Regierung verweigert."
Im Dezember gab der US-Kongress letztlich grünes Licht für den Verkauf des Patriot-Systems an die Türkei. "Also kauft er die anderen Raketen und dann sagen sie plötzlich, 'also nun kannst du unsere Raketen kaufen'", meinte Trump. "So kann man keine Geschäfte machen, das ist nicht gut."
Washington droht allerdings nach wie vor mit dem Ausschluss der Türkei vom F-35-Kampfjet-Programm. Sollte Ankara das Rüstungsgeschäft mit Moskau nicht bis zum 31. Juli stoppen, sollen die an dem Trainingsprogramm in den USA beteiligten türkischen Piloten ausgewiesen werden.
Quelle: ntv.de, kpi/rts/AFP