Sunak spart bei Unterbringung Erste Asylbewerber ziehen auf Wohn-Kahn
08.08.2023, 00:46 Uhr Artikel anhören
Menschenrechtsorganisationen beklagen unter anderem die beengten Zustände auf dem Schiff.
(Foto: REUTERS)
500 Asylbewerber will die britische Regierung auf der "Bibby Stockholm" einquartieren, einem zum Wohnschiff umgebauten Lastkahn. Anwohner der nahegelegenen Insel laufen Sturm, auch Menschenrechtler haben große Bedenken. Jetzt ziehen trotzdem die ersten Menschen ein.
Eine erste Gruppe von Asylbewerbern hat Unterkunft an Bord der "Bibby Stockholm" bezogen, einem riesigen Kahn an der Küste im Südwesten Englands. Das umstrittene Projekt der britischen Regierung soll Geld bei der Aufnahme von Flüchtlingen einsparen und potenzielle Asylbewerber abschrecken. Die neue Maßnahme in der Einwanderungspolitik hatte bei Anwohnern und Menschenrechtsaktivisten heftige Kritik hervorgerufen.
Die 93 Meter lange und 27 Meter breite "Bibby Stockholm", die seit Wochen in Portland an der Küste von Dorset vor Anker liegt, nahm nach einer Reihe von Verzögerungen die ersten Bewohner auf. Mit seinen 222 Kabinen soll der Kahn Platz für bis zu 500 junge, männliche Asylsuchende bieten. Die Entscheidung, das Schiff in Portland anzulegen, einer kleinen Insel mit etwa 13.600 Einwohnern, wurde von einigen Anwohnern kritisiert. Das Gebiet ist ihrer Ansicht nach für das Projekt nicht geeignet. Einige Bewohner gaben an, sie fürchteten um ihre Sicherheit. Auch Menschenrechtsaktivisten äußerten Kritik an dem Projekt. Der Lastkahn sei für den Zweck der Unterbringung von Asylsuchenden ungeeignet, unter anderem seien die Doppelzimmer auf dem Schiff viel zu eng. In den vergangenen Wochen waren Demonstranten beider Lager am Ufergelände aufgetaucht.
Der Kahn war in den 1990er Jahren von Deutschland und später von den Niederlanden zur Unterbringung Asylbewerbern beziehungsweise Obdachlosen genutzt worden. Gegner des Projekts in Großbritannien wiesen darauf hin, dass es schon früher als "unterdrückende Umgebung" beschrieben worden sei. Außerdem gibt es massive Bedenken wegen des Brandschutzes. Die Feuerwehrgewerkschaft hatte in der vergangenen Woche ein dringendes Treffen mit dem Innenministerium wegen Sicherheitsbedenken gefordert. Nach Angaben offizieller Stellen hat der Kahn jedoch alle notwendigen Kontrollen bestanden.
Die britische Regierung versucht in jüngster Zeit vermehrt, die Kosten für die Unterbringung von Asylbewerbern zu senken. In den vergangenen Jahren gab einen Anstieg der Flüchtlinge, die über den Ärmelkanal an Bord kleiner Boote nach Großbritannien kamen. "Die Regierung hält es für richtig, Alternativen (zu bisherigen Unterkünften) zu finden, die billiger und kosteneffizienter sind", sagte ein Sprecher von Premierminister Rishi Sunak vor Journalisten. "Wir denken, dass dies eine Alternative ist." Laut einer Recherche des "Guardian" liegt die Ersparnis für die Unterbringung auf dem Frachter bei knapp zehn britischen Pfund pro Kopf und Tag.
Quelle: ntv.de, ino/AFP