Scholz: Schnell mehr Hilfe Erste Hilfskonvois erreichen Gazastreifen
19.01.2025, 20:00 Uhr Artikel anhören
Für zunächst sechs Wochen sollen die Waffen im Gaza-Krieg schweigen. Mit dem Beginn der Feuerpause setzen sich an verschiedenen Grenzübergängen Lastwagen in Bewegung, um die Menschen mit dem Allernötigsten zu versorgen. Bewaffnete Plünderer könnten Probleme machen.
Nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Gazastreifen sind dort nach Angaben örtlicher Sicherheitskräfte erste Hilfslieferungen eingetroffen. Außerdem teilte das UN-Welternährungsprogramm WFP mit, Hilfe sei sowohl über den Grenzübergang Kerem Schalom im Süden als auch über Zikim im Norden in den Gazastreifen gebracht worden. Erste Lastwagen mit Lieferungen seien Minuten nach Inkrafttreten der Feuerpause eingetroffen, erklärte auch der kommissarische Leiter des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha), Jonathan Whittall, im Onlinedienst X.

Ein Lastwagen mit Hilfsgütern fährt über den Grenzübergang Rafah in die palästinensischen Gebiete ein.
(Foto: picture alliance/dpa)
Aus Ägypten verlautete, dass "197 Lastwagen mit Hilfsgütern und fünf mit Treibstoff" über die Grenzübergänge Kerem Schalom und Nitzana gefahren seien. Nitzana liegt an der Grenze zwischen Israel und Ägypten, Kerem Schalom im Grenzdreieck zwischen Israel, Ägypten und dem Gazastreifen. Auf Fernsehbildern waren bereits leere Lastwagen zu sehen, die nach Ägypten zurückkehrten, nachdem sie ihre Ladung im Transitbereich abgeladen hatten.
Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen UNRWA hat nach eigenen Angaben 4000 Lastwagenlieferungen an Hilfsgütern für den Gazastreifen vorbereitet. Die Hälfte davon seien mit Lebensmitteln und Mehl beladen.
Scholz: "Zivilbevölkerung hat furchtbar gelitten"
Bundeskanzler Olaf Scholz sprach sich nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Gazastreifen für eine rasche Verbesserung der dortigen humanitären Lage aus. Es müsse nun "schnell mehr humanitäre Hilfe nach Gaza gelangen", schrieb Scholz auf X. Er nutzte dafür nicht den offiziellen X-Kanal des Bundeskanzlers, sondern seinen persönlichen, den er als SPD-Bundestagsabgeordneter betreibt. "Endlich schweigen die Waffen. Endlich kommen israelische Geiseln frei", schrieb Scholz.

Lastwagen fahren mit Hilfsgütern in den Gazastreifen über den Grenzübergang Rafah in Ägypten ein.
(Foto: picture alliance/dpa/Egyptian Press Center)
Er betonte jedoch: "Die Zivilbevölkerung hat furchtbar gelitten. Auch ihr Schicksal geht uns etwas an." Scholz schrieb weiter: "Das Momentum jetzt sollten wir nutzen, uns dafür zu engagieren, dass ein Palästinensischer Staat friedlich koexistieren kann mit dem Staat Israel."
Die humanitäre Lage war in Gaza schon vor Kriegsbeginn im Oktober 2023 schlecht und hat sich durch Israels massive Bombardierungen dramatisch verschärft. Mehr als 90 Prozent der gut zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens leiden nach UN-Angaben unter Hunger. Es fehlt demnach zudem an Trinkwasser, Notunterkünften und Arzneimitteln.
Helfer hoffen, dass Überfälle aufhören
Die Unterstützung der Zivilbevölkerung in dem abgeriegelten Küstenstreifen mit lebenswichtigen Gütern gestaltete sich zuletzt schwierig. Neben Sicherheitsbedenken Israels und aufwendigen Überprüfungen der Ladung waren vor allem Plünderungen durch Bewaffnete im Gazastreifen ein großes Problem. UNRWA-Chef Philippe Lazzarini äußerte sich der Mitteilung zufolge hoffnungsvoll, dass die Angriffe auf Hilfskonvois mit dem Inkrafttreten der Waffenruhe abnehmen könnten. Die Hamas teilte mit, sie werde die Versorgung der Bevölkerung im Gazastreifen unterstützen.
Die Waffenruhe zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas war am Sonntagvormittag mit einiger Verspätung in Kraft getreten. Das israelische Kabinett hatte in der Nacht zu Samstag dem Abkommen zugestimmt. Die Einigung nach 15 Monaten Krieg war am Mittwochabend verkündet worden. Neben der Freilassung der noch in der Hand der Hamas verbliebenen Geiseln und palästinensischer Inhaftierter soll in den Wochen der Feuerpause auch mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangen.
Quelle: ntv.de, hul/AFP/dpa