Sparpaket reicht nichtErste Krankenkassen heben Zusatzbeiträge zum Jahreswechsel an

Ein Maßnahmenpaket mit Ausgabenbremsen bei Kliniken für nächstes Jahr hat die Koalition kurz vor Weihnachten noch beschlossen. Doch auf Millionen Versicherte kommen ab Neujahr dennoch Beitragserhöhungen zu.
Zwei bundesweite Krankenkassen heben den Zusatzbeitrag im neuen Jahr an. Wie die Techniker Krankenkasse (TK) als größte gesetzliche Kasse mit 12,3 Millionen Versicherten mitteilte, steigt ihr Zusatzbeitrag zum 1. Januar 2026 von 2,45 Prozent auf 2,69 Prozent. Damit bleibe die gesetzliche Krankenkasse "deutlich unter dem Marktschnitt", betonte ein Sprecher. Die DAK-Gesundheit als Nummer drei der Branche mit 5,4 Millionen Versicherten teilte mit, den Zusatzbeitrag von 2,8 Prozent auf 3,2 Prozent anzuheben. Damit liege sie nach eigenen Angaben "im mittleren Beitragsspektrum" der Kassen.
"Das kleine Sparpaket der Bundesregierung reicht nicht aus, um das Versprechen stabiler Beitragssätze in der gesetzlichen Krankenversicherung halten zu können", sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Bundestag und Bundesrat hatten heute in letzter Minute ein Sparpaket von Gesundheitsministerin Nina Warken gebilligt. Es sieht Ausgabenbremsen vor allem bei den Kliniken vor und sollte den Druck für erneute Anhebungen der Zusatzbeiträge zum 1. Januar 2026 vermindern.
Das Ministerium hatte den durchschnittlichen Zusatzbeitrag als Orientierungsmarke für Entscheidungen der Kassen für 2026 auf dem aktuellen Niveau von 2,9 Prozent festgelegt. Zum gesamten Beitrag, den sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber teilen, gehört neben dem jeweiligen Zusatzbeitrag der allgemeine Satz von einheitlich 14,6 Prozent des Bruttolohns.
Der Vermittlungsausschuss einigte sich auf eine nun gebilligte Änderung, die die Spar-Auswirkungen auf 2026 eingrenzt. Die Länder hatten sich wegen Finanznöten vieler Kliniken dafür eingesetzt. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sprach von einem tragfähigen Kompromiss. Der niedersächsische Gesundheitsminister Andreas Philippi sagte: "Wir kürzen nur in einem Maße, das vertretbar ist." Bundesgesundheitsministerin Warken betonte, dass sich trotz der Sparmaßnahme ein Plus von acht Milliarden Euro auf 120 Milliarden Euro bei den Ausgaben für Kliniken abzeichne.
Bundesregierung kann stabile Beiträge nicht anordnen
Über die Zusatzbeiträge für ihre Versicherten entscheiden die Kassen in diesen Tagen je nach ihrer Finanzlage. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnte erneut, dass das Sparpaket nicht reiche, um Erhöhungen zu vermeiden. Viele Millionen Versicherte und ihre Arbeitgeber müssten sich darauf einstellen, dass die Beiträge zum Jahreswechsel steigen, sagte Verbandschef Oliver Blatt.
Für 2026 erwartete Mehrausgaben von 23 Milliarden Euro für höhere Honorare und Medikamentenpreise und insgesamt mehr Leistungen ließen sich ohne Beitragserhöhungen nicht finanzieren, erklärte der Verband. Insgesamt dürften die Ausgaben im nächsten Jahr auf 370 Milliarden Euro steigen. Außerdem müssen viele Kassen Reserven auf vorgeschriebene Mindestwerte auffüllen.
Höhere Zusatzbeiträge für 2026 angekündigt hatten zunächst schon 20 Kassen, wie Auswertungen von Vergleichsportalen ergaben. Bei zunächst 28 Kassen sollte der Beitrag stabil bleiben, ermittelte das Portal Verivox. Die Spanne der Zusatzbeiträge lag demnach vorerst zwischen 2,18 und 4,39 Prozent, wie auch das Portal Check24 mitteilte.
Warken betonte, dass die Herausforderungen im nächsten Jahr noch höher sein werden, da für 2027 eine Finanzlücke im zweistelligen Milliardenbereich zu erwarten sei. "Wir sind fest entschlossen, die notwendigen Maßnahmen auf den Weg zu bringen, um auch für 2027 Beitragserhöhungen zu vermeiden." Die Ministerin hat bereits ein nächstes Sparpaket "für alle Bereiche" angekündigt.