Kampfpanzer aus Großbritannien Erster Challenger 2 offenbar in der Südukraine zerstört
05.09.2023, 16:33 Uhr Artikel anhören
Insgesamt 14 Kampfpanzer vom Typ Challenger 2 lieferte Großbritannien der Ukraine. Die Kettenfahrzeuge sind mit der 82. Luftangriffsbrigade im Einsatz. Nun wird einer der britischen Panzer im Süden des Landes zerstört.
Die ukrainischen Streitkräfte haben wohl den ersten ihrer 14 Panzer vom Typ Challenger 2 bei Gefechten im Süden des Landes verloren. In einem Video, das seit Montag in den sozialen Netzwerken kursiert, ist ein brennendes Panzerwrack an einem Straßenrand zu sehen. Das Video soll bei Robotyne in der Region Saporischschja entstanden sein, das die Ukraine in der vergangenen Woche befreit hatte. Experten bestätigten der Tageszeitung "Guardian", dass es sich bei dem Wrack tatsächlich um einen britischen Challenger 2 handelt.
Wie der Panzer außer Gefecht gesetzt wurde, ist bisher unklar. Sicher ist nur, dass er nicht explodiert ist, da sich der Turm noch auf der Wanne befindet. Ein westlicher Sicherheitsbeamte sagte der BBC, dass die Besatzung das Fahrzeug rechtzeitig verlassen konnte. Dem "Guardian" zufolge ist es der erste Challenger 2 überhaupt, der in einem Kampfeinsatz zerstört wurde.
Großbritannien hatte Anfang des Jahres die Lieferung von 14 Challenger 2 an die Ukraine angekündigt. Kiew hatte die Panzer der 82. Luftsturmbrigade zugeordnet. Die etwa 2000 Mann starke Einheit wurde im März extra für die Gegenoffensive aufgestellt, hielt sich aber zunächst in Bereitschaft. Mitte August verdichteten sich die Hinweise, dass sich der Verband im Gefecht befindet.
Der Challenger 2 wurde in den 80er-Jahren entwickelt, Mitte der 90er-Jahre in Dienst gestellt und seitdem immer wieder modernisiert. Laut Hersteller BAE Land Systems ist er für das "Gefecht gegen mechanisierte Gegner" konzipiert. Der Kampfpanzer ist das Rückgrat der britischen Landstreitkräfte. Er kam sowohl in Bosnien als auch im Irakkrieg zum Einsatz.
Zielerfassung und Feuerleitsystem des Challenger 2 sind laut Experten hervorragend. Auch seine Verbundpanzerung wird als wirksam bezeichnet. Als Hauptbewaffnung dient eine Kampfwagenkanone im Kaliber 120 Millimeter. Aufgrund der Hauptkanone kann er aber keine NATO-Standardmunition verschießen, was von vielen Experten als Nachteil angesehen wird. Der 65-Tonnen-Panzer ist für vier Besatzungsmitglieder ausgelegt. Durch Module kann sich das Gewicht auf 75 Tonnen erhöhen, was ihn zum schwersten modernen Kampfpanzer der Welt macht.
Laut Ralf Raths, Direktor des Deutschen Panzermuseums in Munster, eignet sich der Challenger 2 besonders, um Bunkeranlagen zu knacken. "Die alten Rohre des Challenger 2 sind perfekt geeignet für Quetschkopfmunition", erklärte der Panzerexperte im Januar dem "Spiegel". Während panzerbrechende Kinetik-Geschosse ihre Energie auf einen kleinen Punkt konzentrieren und ein kleines Loch hinterlassen, können Quetschkopfgeschosse des Challenger 2 beim Aufprall aufplatzen und im Innenraum großräumig Schaden anrichten. "Damit sind die Challenger 2 perfekt dazu geeignet, bei einer ukrainischen Gegenoffensive Bunker und Gebäude auszuschalten", so Raths.
Quelle: ntv.de, jpe