Politik

Aufarbeitung von Missbrauch Evangelischer Betroffenenbeirat "gescheitert"

Die Mitglieder des Betroffenenbeirats kritisierten die EKD wegen mangelhafter Unterstützung.

Die Mitglieder des Betroffenenbeirats kritisierten die EKD wegen mangelhafter Unterstützung.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in ihren Gemeinden will sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihrer Verantwortung stellen und gründet im September 2020 ein Gremium. Nun gibt sie dessen Scheitern bekannt.

Erst vor rund einem halben Jahr nahm ein neues Gremium der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt seine Arbeit auf - und stellt sie nun nach Querelen wieder ein. Die bisherige Konzeption sei gescheitert, teilte die EKD in Hannover mit. Die Arbeit des bisherigen Gremiums werde daher nun zunächst ausgesetzt und extern ausgewertet. "Auf der Grundlage der Evaluation sollen gemeinsam mit den ursprünglichen Mitgliedern des Betroffenenbeirats neue Formen der Beteiligung diskutiert werden", hieß es.

Schon vor einigen Tagen war nach dem Rücktritt von fünf der ursprünglich zwölf Mitglieder ein Auflösungsantrag gestellt worden. Der "Spiegel" hatte hierzu berichtet, dass Betroffene den Beirat teils aus Unmut gegenüber der EKD verlassen hätten. Demnach wurde etwa die mangelnde Ausstattung sowie unzureichende Aufwandsentschädigungen für die Arbeit kritisiert, aber auch, dass Vertreter des Beirats nicht an Sitzungen des EKD-Rats teilnehmen durften. Die Evangelische Kirche löse ihr Versprechen, Aufarbeitung auf Augenhöhe zu betreiben, nicht ein, sagte Katharina Kraft aus dem Betroffenenbeirat Anfang März. Man fühle sich sechs Monate nach dem Start der Beiratsarbeit nicht ernst genommen.

Missbrauchsstudie in die Wege geleitet

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Der Betroffenenbeirat hatte erst im September 2020 die Arbeit aufgenommen. Zur Aufarbeitung von Missbrauch hat die EKD verschiedene Schritte eingeleitet. Unter ihrer finanziellen Beteiligung begann im Dezember eine umfangreiche Missbrauchsstudie mit dem Ziel, Strukturen in der evangelischen Kirche aufzudecken, die sexualisierte Gewalt begünstigen und ihre Aufarbeitung erschweren.

Die EKD sprach in ihrer Mitteilung auch von internen Konflikten im Gremium. Die Mitglieder vertreten verschiedene Bereiche der Kirche, in denen es in vergangenen Jahrzehnten zu Missbrauch kam, darunter ehemalige Heimkinder in der Diakonie. Bislang hat die EKD rund 785 Opfer von Missbrauch unter kirchlichen Dächern ermittelt. "Die Beteiligung von Betroffenen an der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt ist für die evangelische Kirche zentral und unverzichtbar. Daran halten wir fest", sagte der zuständige Sprecher des Beauftragtenrates, der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig Christoph Meyns. "In der aktuellen Situation ist jedoch deutlich geworden, dass die bisher gewählte Form der Beteiligung an Grenzen gestoßen ist. Das ist für alle Beteiligten äußerst schmerzlich."

Quelle: ntv.de, mpe/dpa

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