Vorsitzender soll nach Berlin Ex-CSU-Chef Huber rügt Söders Grünen-Kurs
31.05.2024, 17:20 Uhr Artikel anhören
Huber (r.) legt Söder beim Thema Grüne einen Kurswechsel nahe.
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Bayerns Ministerpräsident Söder hat sich auf die Grünen eingeschossen. Koalitionen mit ihnen lehnt er auf Landes- und Bundesebene ab. Zumindest, wenn die CSU beteiligt ist. Falscher Kurs, ruft ihm einer seiner Vorgänger an der Parteispitze zu. Mit einem blumigen Vergleich fordert Erwin Huber ihn zudem zum Gang nach Berlin auf.
Der frühere CSU-Parteichef Erwin Huber hat seinen Amtsnachfolger Markus Söder für dessen teils harschen Umgang unter anderem mit den Grünen kritisiert. "Die grüne Partei wird für alles verantwortlich gemacht, was aus dem großen grünen Spektrum in die Welt hinausposaunt wird. Die Grünen müssen den Kopf hinhalten für Dinge, die sie selber nie gemacht oder gefordert haben", sagte er dem "Spiegel" und fügte hinzu: "Oder meinen Sie, die wollen mir meine Wurst wegnehmen?" Diese Haltung Söders sei übertrieben, gleiches gelte für seinen Margot-Honecker-Vergleich bezogen auf Grünen-Umweltministerin Steffi Lemke.
Söder hatte erst zu Monatsbeginn beim CDU-Parteitag einer Koalition mit den Grünen auf Bundesebene eine neuerliche Absage erteilt. "Ich weiß nicht, ob die Mehrzahl unserer Wähler es als wirklichen Segen verstehen würde, wenn wir die Ampel und die Grünen, die die Ampel ehrlicherweise inhaltlich schon ziemlich dominieren, wenn diese Ampel dann in Form der Grünen eine Verlängerung bekommt", sagte er. Im Freistaat führt er seit 2018 eine Regierung mit den Freien Wählern.
Eine Zusammenarbeit mit den Grünen seitens CDU und CSU auszuschließen, hält Huber für falsch. In einer Zeit, in der die Sprache etwa im Internet verrohe und immer weniger Gemeinsamkeiten gefunden würden, bedürfe es dringend der Zusammenarbeit aller Demokraten.
"Heilige Pflicht für den CSU-Vorsitzenden"
Söder empfahl er, an der Seite eines möglichen künftigen Bundeskanzlers Friedrich Merz in die Bundespolitik zu wechseln. "Durch das neue Wahlrecht ist die CSU existenziell bedroht", sagte er weiter. "Und in solch einer Situation muss der Beste, den wir haben, nach vorne. Es ist eine historische, ja heilige Pflicht für den CSU-Vorsitzenden, in der Gefahr an der Spitze des Heeres in die Schlacht zu ziehen."
Die AfD hält der 77 Jahre alte Huber für die gefährlichste Rechtsaußen-Partei in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. "Viele Menschen sind von Dynamik und Unübersichtlichkeit überfordert. So wie die Leute im Mittelalter Burgen gebaut haben, flüchten sich nicht wenige heute in den Nationalismus. Aber das ist ein Irrtum, Nationalisten beschützen niemanden", sagte Huber.
Der einstige CSU-Chef machte sich für mehr Klimaschutz in der Politik stark. "Wir können zwar nicht alles mit Verboten und Vorschriften regeln, aber der Staat muss eingreifen, indem er die Anreize deutlich verstärkt, sich klimafreundlich zu verhalten", forderte Huber.
Der 77-Jährige war ab September 2007 für ein gutes Jahr Vorsitzender der Christsozialen. Ihm folgte nach einer enttäuschenden Landtagswahl Horst Seehofer. Zuvor hatte er seit 1994 mehrere Ministerämter im Freistaat inne.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa