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Attentat auf Charlie Kirk Ex-Mitschülerin über Tyler Robinson: "Er war ein Einser-Schüler"

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Ein Polizeibeamter vor dem Haus der Robinsons in St. George. Im Hintergrund steht der graue Dodge, den Tyler gefahren haben soll.

Ein Polizeibeamter vor dem Haus der Robinsons in St. George. Im Hintergrund steht der graue Dodge, den Tyler gefahren haben soll.

(Foto: picture alliance/dpa/FR170737 AP)

In seiner Nachbarschaft fällt Tyler Robinson kaum auf. Der 22-Jährige wird als ruhig und intelligent beschrieben. Doch nun sitzt Robinson wegen Mordverdachts an dem rechten Aktivisten Charlie Kirk in Haft. Freunde, Nachbarn und ehemalige Mitschüler sind fassungslos.

Ein guter Schüler, aufgewachsen in einer mormonischen Familie, die Eltern Republikaner - wie konnte aus dem schmächtigen Tyler Robinson aus der Kleinstadt Washington im US-Bundesstaat Utah ein junger Mann werden, der den ultrarechten Aktivisten und Influencer Charlie Kirk offenbar kaltblütig mit einem einzigen Schuss tötete? Die Frage treibt nicht nur seine Heimatstadt um, sondern die gesamten USA.

Robinsons Elternhaus ist das typische Wohnhaus einer US-Mittelstandfamilie, der Rasen im Vorgarten ist akkurat gestutzt und von Schotter- und Kieselflächen gesäumt. Im gleichen Viertel wohnt Kris Schwiermann, die früher an Robinsons Grundschule arbeitete. Tyler sei ein "ruhiges und respektvolles Kind" gewesen, berichtet die Rentnerin, "eher zurückhaltend, aber wirklich sehr intelligent".

"Seit acht Jahren nicht mehr in der Kirche gesehen""

Jaida Funk kennt Tyler seit ihrer Kindheit und ist jahrelang mit ihm zur Schule gegangen. Auch sie ist schockiert, dass ausgerechnet ihr einstiger Mitschüler nun unter Mordverdacht steht. "Er war ein Einser-Schüler und die Art von Schülern, die bei den Lehrern beliebt ist", berichtet die 22-Jährige: "Einer von denen, die ihre Arbeit in der vorgesehen Zeit schaffen, immer die Hausaufgaben machen und sich respektvoll gegenüber Erwachsenen und Freunden verhalten."

Sie habe "immer gedacht, er würde mal Geschäftsmann oder Manager werden", ergänzt Funk. Tyler sei zwar eher zurückhaltend gewesen, habe aber Freunde gehabt und sei "nicht seltsam" gewesen. 2021 ging R. mit sehr guten Noten von der High School ab und begann ein Studium, wechselte jedoch nach einem Semester zu einer Elektrikerausbildung an einem Technik-College.

Robinsons Vater verkauft Küchen-Arbeitsplatten aus Granit, seine Mutter arbeitet im Gesundheitswesen. Tyler ist der älteste von drei Söhnen. Wie viele Bewohner Utahs gehört die Familie der Glaubensgemeinschaft der Mormonen an, praktiziert ihren Glauben allerdings offenbar nicht mehr aktiv. "Ich habe sie schon seit acht Jahren nicht mehr in der Kirche gesehen", sagt Anwohnerin Schwiermann.

Fan von Videospielen

Von den Robinsons in Internet-Netzwerken veröffentlichte Fotos zeichnen das Bild einer Familie, die gerne reist, gemeinsam Camping-Ausflüge macht und jagen geht. Auf der Jagd hat Tyler vermutlich auch die Präzision gelernt, mit der er Charlie Kirk durch einen einzigen Schuss aus einem Jagdgewehr aus einer Distanz von rund 180 Metern in den Hals getötet haben soll.

Robinsons Eltern sind eingetragene Republikaner, er selbst war im Wählerverzeichnis eingetragen, aber nicht als Anhänger einer bestimmten Partei. Bei der jüngsten Wahl im vergangenen Jahr gab er seine Stimme laut amtlichen Aufzeichnungen nicht ab. Laut Utahs Gouverneur Spencer Cox wurde R. jedoch in den vergangenen Jahren "zunehmend politischer". Bei Gesprächen in der Familie soll er sich kritisch zu Kirk und dessen geplantem Auftritt an der Utah-Valley-Universität in der Stadt Orem geäußert haben.

Rechtsgerichtete Kommentatoren bezeichneten Robinson nach dessen Festnahme als "Linksextremen", konkrete Hinweise auf eine extreme politische Gesinnung liegen bisher aber nicht vor. Frühere Mitschüler beschrieben Robinson gegenüber der "New York Times" vielmehr als Videospiel-Fan, der gerne Shooter-Spiele wie "Halo" oder "Call of Duty" spielte.

"Er war eher schüchtern"

Auch mit seinem Bekannten Jay, der Tyler im Januar über eine Gruppe von Autofans kennengelernt hatte, sprach Robinson nie über Politik. "Er war eher schüchtern, einfach ein Auto-Freak", berichtet der Mitt-Vierziger. "Wir haben einfach über unsere Liebe zu Muscle-Cars geredet, vom Motorengeräusch bis hin zur Fahrweise."

Tyler Robinsons funkelnder grauer Dodge Challenger ist denn auch das Einzige, was seine Nachbarn in einem Apartmentgebäude im zehn Minuten von seinem Elternhaus entfernten St. George bisher von dem 22-Jährigen kannten. Sie habe R. mehrfach beim Ein- und Aussteigen aus seinem Wagen gesehen, berichtet die 50-jährige Heather McKnight. "Wer hätte gedacht, dass dieser schmächtige kleine Kerl in der Lage wäre, solch eine schreckliche Tat zu verüben?"

Quelle: ntv.de, Romain Fonsegrives, AFP

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