"Wäre ein Fehler" Ex-Mossad-Chef rät zu Verschiebung von Bodenoffensive
26.10.2023, 11:23 Uhr Artikel anhören
Efraim Halevy empfiehlt eine "Denkpause".
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Diplomat Efraim Halevy hält einen großangelegten Einmarsch in den Gazastreifen für gefährlich. Der einstige Leiter des israelischen Auslandsgeheimdiensts spricht sich für eine "Denkpause" aus, um eine "kreative Lösung" zu finden.
Efraim Halevy, ehemaliger Chef des israelischen Geheimdiensts Mossad, rechnet zwar mit einer Bodenoffensive der israelischen Armee im Gazastreifen, hält diese im Moment aber für riskant und schlägt deshalb eine "Denkpause" vor. "Ein Einmarsch mit einer großen Armee in das Gebiet wäre ein Fehler", sagte Halevy dem "Handelsblatt". Eine solche massive Operation "haben wir noch nie durchgeführt", es fehlten schlicht die Erfahrungen, um die Risiken einer solchen Aktion einzuschätzen.
Der Ex-Mossad-Chef rät zu einer "Denkpause", wie er der Zeitung sagte: In dieser Zeit könne ein "Überraschungseffekt entstehen, eine kreative Lösung". Nach seiner Einschätzung zögert das israelische Militär mit der angekündigten Bodenoffensive wegen der absehbaren Dauer und des hohen Verschleißes - von den menschlichen Opfern ganz zu schweigen. Auch die rund 220 von der Hamas verschleppten Geisel seien Teil des Entscheidungsprozesses.
US-Präsident Joe Biden gebe Israel "entsprechende Ratschläge", zu warten, erklärte der Diplomat. Biden hatte Berichten widersprochen, er habe Israel aufgefordert, die Bodenoffensive zu verschieben. Er habe den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu lediglich darauf hingewiesen, "dass er, wenn es möglich ist, diese Leute in Sicherheit zu bringen, genau das tun sollte", sagte er mit Blick auf die Geiseln. Bisher schickt die israelische Armee lediglich vereinzelt Bodentruppen in den Gazastreifen. Halevy findet, Israel müsse sehr genau abwägen, ob es sich über den Rat der Schutzmacht Amerika hinwegsetzen wolle.
Nur wenn Israel sein Ziel erreiche, den Kampfeswillen des "Feindes" zu brechen und dessen Zusammenhalt zu schwächen, hält der Diplomat es für möglich, dass die Hamas keine "kohärenten Operationen" gegen Israel mehr durchführen könne. Sollte die Terrororganisation weiterkämpfen, müsse Israel einen hohen Preis zahlen, warnt Halevy.
Quelle: ntv.de, chl