Politik

Demonstrationen an Kremlmauer Festnahmen nach Anti-Kriegs-Protesten in Moskau

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Sie lassen sich nicht unterkriegen: Ehefrauen russischer Soldaten organisieren sich zunehmend, um gegen den Einsatz ihrer Männer an der Front zu demonstrieren. Ihre neue Aktion findet neben dem Kreml statt. Die Polizei führt Dutzende Teilnehmer, darunter vor allem Journalisten, ab.

Bei Protesten von Ehefrauen der für den Ukraine-Krieg mobilisierten Russen in Moskau hat die Polizei Medien zufolge Dutzende Menschen festgenommen. 27 Personen, die auf dem Manege-Platz vor dem Kreml abgeführt wurden, seien in das nächstgelegene Polizeirevier überstellt worden, berichtete das unabhängige russische Nachrichtenportal Sota. Die Demonstration wurde von Journalisten beobachtet - von denen mindestens 20 festgenommen und später wieder freigelassen wurden, darunter ein AFP-Videoreporter.

Der AFP-Journalist wurde mit etwa 20 weiteren russischen und ausländischen Journalisten in einen Polizeiwagen gezwungen. Dieser sei offenbar unterwegs zu einem Polizeirevier, berichtete der AFP-Videojournalist aus dem fahrenden Fahrzeug heraus. Auf Videoaufnahmen war zu sehen, wie die Polizei die Journalisten, die gelbe Westen mit der Aufschrift "Presse" trugen, in Polizeiwagen brachte. Später kamen die Journalisten wieder frei.

Dem AFP-Journalisten zufolge nahmen an dem Protest rund 40 Menschen teil. Ein von den Protestteilnehmerinnen online veröffentlichter Livestream zeigte die Frauen, wie sie gemeinsam durch das Zentrum Moskaus zogen. "Wir sind hier als die Frauen, die ihre Männer brauchen", sagte eine der Frauen in dem Livestream. Die Frauen würden "kreativ werden", sollten die Behörden versuchen, ihren Protest niederzuschlagen.

Frauen wollen Rückholung ihrer Männer von der Front erzwingen

Aufgerufen zu der Protestaktion hatte die Bewegung "Putj domoi" ("Weg nach Hause"), die von Ehefrauen mobilgemachter Russen ins Leben gerufen wurde. Zum 500. Tag der Mobilmachung für den von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Krieg gegen die Ukraine haben die Angehörigen an der Kremlmauer am Grabmal des unbekannten Soldaten Blumen niedergelegt. Das Grabmal des unbekannten Soldaten ist eine besondere Form des Kriegerdenkmals, das an die nicht namentlich identifizierbaren gefallenen Soldaten in Kriegen erinnert. Mit dem friedlichen Protest wollen die Frauen die Rückholung ihrer Männer von der Front und den Verzicht auf eine weitere Mobilmachung erzwingen.

Während für den Krieg rekrutierte Straftäter inzwischen auf freiem Fuß und wieder in Russland seien, werde den Mobilisierten die Rückkehr nicht erlaubt, klagten sie. Bei der Veranstaltung sprachen sich die Aktivistinnen für einen schnellstmöglichen Frieden aus. Putin hatte nach Kriegsbeginn den eigenen Landsleuten versprochen, dass nur Freiwillige in das Nachbarland zum Kämpfen geschickt würden. Im Herbst 2022 nach einer Reihe von Niederlagen rief er entgegen seinem Versprechen eine Teilmobilmachung für 300.000 Mann aus.

Die Frauen der Soldaten organisierten Anfang Januar bereits eine ähnliche Protestaktion. Damals hatten sie unter anderem mit Blumenniederlegungen an Soldatenfriedhöfen gegen den weiteren Einsatz ihrer Männer protestiert. "Unser Präsident hat das Jahr 2024 zum Jahr der Familie deklariert, doch unsere Familien, nämlich die der Mobilisierten, zählen wahrscheinlich nicht als Bürger Russlands", zitierte das Sota die Klage einer Beteiligten.

Während die Behörden seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 verstärkt gegen Andersdenkende vorgehen, schritt die Polizei bei den Protesten der Frauen bislang nicht ein. Die Initiative ist für die Behörden äußerst heikel - offenbar wollen sie weitere Unruhe durch eine Festnahme von Frauen vermeiden.

Quelle: ntv.de, lve/dpa/AFP

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