Gegen Kriegseinsatz ihrer Männer Russische Soldatenfrauen protestieren mit Blumen
06.01.2024, 19:00 Uhr Artikel anhören
Im Herbst 2022 hatte Russlands Präsident Wladimir Putin entgegen seinem Versprechen, keine einfachen Bürger am Krieg zu beteiligen, rund 300.000 Männer einziehen lassen.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Blumen scheinen in Russland eine beliebte Form des Protests gegen die Invasion in die Ukraine zu sein. Letztes Jahr legten Bürger Moskaus Sträuße zum Gedenken an ukrainische Kriegsopfer nieder. Nun demonstrieren Frauen in St. Petersburg auf ähnliche Weise gegen den Einzug ihrer Ehemänner.
Ehefrauen der für den Krieg gegen die Ukraine mobilisierten Russen haben Medienberichten zufolge unter anderem mit Blumenniederlegungen an Soldatenfriedhöfen gegen den weiteren Einsatz ihrer Männer protestiert. "Unser Präsident hat das Jahr 2024 zum Jahr der Familie deklariert, doch unsere Familien, nämlich die der Mobilisierten, zählen wahrscheinlich nicht als Bürger Russlands", zitierte das oppositionelle Internetportal Sota die Klage einer Beteiligten.
Dazu veröffentlichte das Medium auf seinem Telegram-Kanal Bilder der Protestaktionen. Demnach legten Frauen auf dem Marsfeld in St. Petersburg rote Nelken am ewigen Feuer mit dem Spruchbund "Frauen für Frieden" nieder. In Moskau sind Angehörige vor dem Gebäude des Generalstabs zu sehen. Auf Plakaten fordern sie die Rückholung ihrer Ehemänner von der Front. Im Herbst 2022 hatte Russlands Präsident Wladimir Putin nach einer Reihe von Niederlagen seiner Armee in der Ukraine entgegen seinem Versprechen, keine einfachen Bürger am Krieg zu beteiligen, offiziell rund 300.000 Männer einziehen lassen. Bis heute sind viele davon an der Front.
In den letzten Wochen hat sich der Protest dagegen bei den Angehörigen verstärkt. Sie fordern eine Demobilisierung der zwangsrekrutierten Soldaten. Wegen der scharfen Zensur in Russland und der Verfolgung von Kriegsgegnern ist aber unklar, wie groß die Protestbewegung ist. An der Aktion am heutigen Samstag nahmen den Bildern zufolge nur wenige Frauen teil.
Moskauer gedachten ukrainischer Kriegsopfer
Bereits letztes Jahr nutzten Russen die Niederlegung von Blumen als Form des Protests gegen den Krieg. Unbekannte Moskauer errichteten Anfang letzten Jahres nach einer russischen Attacke auf ein Wohnhaus im zentral ukrainischen Dnipro eine kleine Gedenkstelle am Fuß eines Denkmals für die ukrainische Dichterin Lessja Ukrajinka. Dem Katastrophenschutz zufolge starben als Folge des Angriffs auf Dnipro damals mindestens 45 Menschen.
An ihrer Gedenkstätte legten die Moskauer neben Sträußen auch ein Schwarz-Weiß-Foto des zerstörten Wohnhauses in Dnipro und Kuscheltiere in Gedenken an die Kinder unter den Opfern ab. Wenig später rückte die Polizei an. Bürgerrechtlern zufolge wurden mehrere Menschen festgenommen beim Versuch, Blumen abzulegen.
Ungeachtet des Drucks durch die Behörden ist der improvisierte Gedenkort nach einiger Zeit zwar viel kleiner geworden, blieb aber noch einige Tage. Mehrfach wurden die Blumen schon weggeräumt, doch Passanten brachten neue - unter den Augen der Polizisten. Auch in anderen russischen Städten legten Russen Anfang letzten Jahres Blumensträuße und Kuscheltiere im Gedenken an die Opfer nieder.
Quelle: ntv.de, lve/dpa