Politik

Zweiter Versuch in zwei Tagen Feuerpause in Mariupol erneut gescheitert

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Seit Tagen sind die rund 400.000 Zivilisten im südukrainischen Mariupol ohne Strom und Wasser. Eine Feuerpause, um die Menschen zu evakuieren, scheitert am Samstag nach nur 30 Minuten. Auch einen Tag später hat die Waffenruhe nicht lange Bestand.

In der Ukraine ist ein zweiter Versuch gescheitert, die Bewohner der von russischen Truppen belagerten Hafenstadt Mariupol in Sicherheit zu bringen. "Inmitten verheerender Szenen menschlichen Leids in Mariupol ist heute ein zweiter Versuch, mit der Evakuierung von rund 200.000 Menschen aus der Stadt zu beginnen, gestoppt worden", erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). "Die gescheiterten Versuche gestern und heute" zeigten, dass es keine detaillierte und funktionierende Vereinbarung zwischen den Konfliktparteien gebe. Auch die Stadtverwaltung erklärte den Evakuierungsversuch für gescheitert.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, dass sich pro-russische Separatisten sowie ukrainische Sicherheitskräfte gegenseitig die Schuld gegeben würden, die Waffenruhe nicht eingehalten zu haben. Kreml-Chef Wladimir Putin machte die ukrainischen Behörden verantwortlich. In einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron habe er darauf hingewiesen, "dass Kiew immer noch nicht die Vereinbarungen einhält, die in dieser akuten humanitären Frage getroffen wurden", erklärte der Kreml.

Ursprünglich war geplant, die verbliebenden Zivilisten aus der Hafenstadt am Asowschen Meer durch einen humanitären Korridor in Sicherheit zu bringen. Evakuiert werden sollte von 11.00 Uhr deutscher Zeit an, hatte Pawlo Kirilenko vom Koordinierungszentrum der Stadt zuvor mitgeteilt. Es sei eine Feuerpause von 9.00 Uhr bis 20.00 Uhr deutscher Zeit vorgesehen gewesen. Die pro-russischen Separatisten der "Volksrepublik Donezk" teilten bereits mit, die ersten 300 Menschen hätten die Stadt "trotz Provokationen ukrainischer Nationalisten" verlassen können. Die Angaben waren nicht überprüfbar.

Eine erste geplante Evakuierungsaktion war bereits am gestrigen Samstag gescheitert. Für die Aktion hatten Russland und die Ukraine ebenfalls eine Feuerpause vereinbart, die nach Angaben des Vize-Bürgermeisters von Mariupol, Serhij Orlow, aber nur 30 Minuten hielt. Die russische Armee beschoss demnach mit Artillerie und Raketen unter anderem auch die "Sammelstellen", von denen aus Tausende Zivilisten hätten in Sicherheit gebracht werden sollen. Russland machte seinerseits die ukrainische Armee für den Bruch der Feuerpause verantwortlich.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen bezeichnete die humanitäre Situation in der Hafenstadt als "katastrophal". Seit Tagen ist Mariupol ohne Strom, Heizungen und Wasser.

Quelle: ntv.de, ses/AFP/rts

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