Politik

Entspannung auf der Kanalinsel Fischer und britische Marine verlassen Jersey

Die französischen Fischer drohten, den Hafen von Jersey zu blockieren.

Die französischen Fischer drohten, den Hafen von Jersey zu blockieren.

(Foto: dpa)

Nach einer überraschend schnellen Eskalation entspannt sich der Streit zwischen französischen Fischern und der Kanalinsel Jersey wieder. Es habe konstruktive Gespräche gegeben, heißt es. Auch die Marine-Schiffe zieht London zurück. Vorerst.

Nachdem französische Fischer ihre Blockade der Kanalinsel Jersey beendet haben, hat die britische Regierung den Rückzug ihrer Marine angekündigt. "Da die Situation vorerst geklärt ist, werden sich die Patrouillenschiffe der Royal Navy darauf vorbereiten, in ihren Hafen im Vereinigten Königreich zurückzukehren", teilte das Büro von Premierminister Boris Johnson mit. "Wir bleiben in Bereitschaft, um im Falle weiterer Anfragen von Jersey Unterstützung zu leisten."

Die Regierung betonte, die Behörden von Jersey hätten das Recht, die Fischerei in ihren Gewässern zu regeln. Über Twitter dankte Johnson der Royal Navy für ihren raschen Einsatz: "Ich freue mich, dass die Situation in Jersey gelöst wurde." Jerseys Regierungschef John Le Fondre berichtete von konstruktiven Gesprächen mit Vertretern der Fischer. Es sei wichtig, zu deeskalieren und von den Drohungen abzurücken, sagte Jerseys Außenminister Ian Gorst.

Dutzende französische Fischerboote hatten seit dem frühen Morgen den Hafen der Inselhauptstadt Saint Helier blockiert. Zwei britische Militärschiffe patrouillierten daraufhin vor der Küste der Kanalinsel. Auch Frankreich hatte Marineschiffe in die Region geschickt. "Es war wie eine Invasion", sagte der auf Jersey ansässige Fischer Josh Dearing der britischen Nachrichtenagentur PA.

Die EU-Kommission rief die Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. Die Streitpunkte müssten ruhig besprochen werden, forderte eine Sprecherin. Zugleich beklagte die Brüsseler Behörde einen britischen Verstoß gegen den Brexit-Handelspakt: "Die Kommission hat Großbritannien klargemacht, dass die Vorgaben des Handels- und Kooperationsabkommens nicht respektiert wurden."

Wurden EU-Fischer diskriminiert?

Hintergrund der Eskalation ist die Frage, ob und wie viel ausländische Fischer nach dem Brexit in britischen Gewässern fangen dürfen. Bereits in den Verhandlungen über einen Brexit-Handelspakt der Briten mit der EU war dies die am heftigsten umstrittene Frage, die eine Einigung zeitweise fast unmöglich zu machen schien. Erst am Heiligabend gelang eine Einigung auf den gemeinsamen Pakt, der nur eine Woche später vorläufig in Kraft trat. Beide Seiten mussten schmerzhafte Zugeständnisse hinnehmen.

Die britische Regierung erteilte nach Brüsseler Darstellung Fischern aus der EU Lizenzen zum Fang in britischen Gewässern nur unter Auflagen. Dies sei der Kommission am 30. April angezeigt worden, mit Geltung zum 1. Mai. Zwar dürfe Fischfang beschränkt werden, um Bestände zu erhalten. Aus Brüsseler Sicht war jedoch die Frist zu kurz, und es steht die Frage im Raum, ob EU-Fischer diskriminiert wurden. In Paris wird bemängelt, dass Lizenzen für die fischreichen Gewässer bei Jersey mit Zusatzbedingungen versehen wurden - das habe zu großer Unruhe bei den Fischern geführt. Frankreich hatte gedroht, die Stromversorgung für Jersey zu unterbrechen.

Jersey ist als sogenannter Kronbesitz nicht Teil des Vereinigten Königreichs, das aber für die Außen- und Sicherheitspolitik der Kanalinsel etwa 25 Kilometer vor der französischen Küste verantwortlich ist.

Quelle: ntv.de, mli/dpa

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