Politik

"Tod darf nicht umsonst sein"Floyds Bruder hält bewegende Rede

10.06.2020, 19:35 Uhr
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Philonise Floyd trauert um seinen großen Bruder. (Foto: picture alliance/dpa)

"Tun Sie das Richtige", appelliert Philonise Floyd an die Abgeordneten im US-Kongress. Nach dem Tod seines Bruders bei einem brutalen Polizeieinsatz fordert er Reformen, um Gewalt gegen Schwarze zu unterbinden. Und kämpft dabei mit den Tränen.

In einer emotionalen Ansprache vor dem Justizausschuss des US-Repräsentantenhauses hat ein Bruder des getöteten Afroamerikaners George Floyd Gerechtigkeit gefordert. "Es liegt an Ihnen, sicherzustellen, dass sein Tod nicht umsonst ist", sagte Philonise Floyd zu den Abgeordneten in Washington. Er berichtete von großer Trauer. "Ich kann Ihnen nicht sagen, welche Art von Schmerz man fühlt, wenn man so etwas sieht. Wenn man seinen großen Bruder beobachtet, zu dem man sein ganzes Leben lang aufgeschaut hat, wie er stirbt. Stirbt und dabei nach seiner Mutter ruft."

Philonise Floyd forderte Reformen zum Schutz schwarzer Amerikaner vor Polizeigewalt. "Ich bin hier, um Sie zu bitten, beenden Sie es. Beenden Sie den Schmerz", sagte er an die Abgeordneten gerichtet. "Seien Sie die Anführer, die dieses Land, diese Welt braucht. Tun Sie das Richtige", erklärte der 42-Jährige, der während seiner Aussage gegen Tränen ankämpfte. Vor dem Ausschuss sagten auch Bürgerrechtler aus, die tiefgreifende Änderungen verlangten.

George Floyd sei ein freundlicher, milder Mann gewesen, erzählte dessen Bruder. Auch in dem mittlerweile weltbekannten Video seiner Tötung sei zu sehen, dass er respektvoll zu den Polizisten war und sich nicht gewehrt habe. "Der Mann, der ihm das Leben nahm, der ihn acht Minuten und 46 Sekunden erstickte - er (Floyd) hat ihn noch immer 'Sir' genannt, als er ihn um sein Leben anflehte."

"Ist es das, was ein Schwarzer wert ist?"

Floyds Tod bei dem Polizeieinsatz am 25. Mai hat Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt weltweit ausgelöst. Die Proteste dauern an. Ein weißer Polizeibeamter hatte sein Knie in den Nacken des am Boden liegenden Mannes gedrückt - trotz dessen wiederholter Bitten, ihn atmen zu lassen. Der Polizist und drei an dem Einsatz beteiligte Kollegen wurden entlassen, festgenommen und angeklagt. Floyd war wegen des Verdachts, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben, festgenommen worden.

George hätte an diesem Tag niemandem etwas zuleide getan, sagte sein Bruder weiter. "Er hatte es nicht verdient, wegen zwanzig Dollar zu sterben. Ich frage Sie, ist es das, was ein Schwarzer wert ist? Zwanzig Dollar?" Zum Ende seiner Ansprache wandte Philonise Floyd sich direkt an seinen Bruder und sagte ihm, dass er die Welt verändert habe. "Ich hoffe, Du findest Mama und Du kannst in Frieden und Kraft ruhen."

Quelle: ntv.de, ibu/dpa/rts

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