Flugabwehr gegen Drohnen Rheinmetall plant "Frankenstein"-Panzer für die Ukraine
18.06.2024, 17:10 Uhr Artikel anhören
Deutschland hat der Ukraine bereits etliche Leopard 1 geliefert. Zukünftig könnten diese mit anderer Ausstattung auch bei der Flugabwehr eingesetzt werden.
(Foto: picture alliance / dpa-Zentralbild)
Die deutsche Flugabwehr im Nahbereich soll zukünftig unter anderem auf dem Skyranger-System von Rheinmetall basieren. Für die Ukraine denkt der deutsche Rüstungskonzern aber über eine andere Version nach: Ein stark gepanzertes Modell auf Basis eines Leopard-1-Chassis.
Die Ukraine braucht mehr Flugabwehr, um die russischen Angriffe mit Marschflugkörpern und Drohnen abzuwehren. Das wiederholt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stetig. Für die Zukunft möglicherweise hilfreich: Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall plant ein neues Flugabwehrpanzer-Modell speziell für die Ukraine.
"Es gibt noch sehr viele Kampfpanzer Leopard 1, auf deren Chassis wir den Turm vom Skyranger mit der Maschinenkanone im Kaliber 35 mm draufsetzen könnten", sagte Björn Bernhard, Leiter Landsysteme bei Rheinmetall, der "Bild"-Zeitung. Die Ukraine hat seit Beginn des großangelegten Angriffs Russlands im Februar 2022 zwar bereits 50 konventionell ausgestattete Leopard 1 A5 erhalten - aber nicht mit dieser Ausstattung.
Für die ukrainischen Verteidiger würde die Kombination eine stark gepanzerte Ergänzung für die ihr bisher zur Verfügung stehenden Flugabwehrsysteme bedeuten. Das Skyranger-System 35 verfügt über eine KDG 35/1000 Revolverkanone im Kaliber 35 mm mit einer Feuerrate von 1000 Schuss pro Minute, heißt es von dem Düsseldorfer Konzern. Die Kanone hat eine effektive Reichweite von bis zu 4000 Metern.
Das System würde sich somit speziell dafür anbieten, Drohnen im Nahbereich zu bekämpfen. Russland setzt immer wieder Drohnen - speziell iranische Modelle - bei Angriffen auf ukrainische Städte ein. Bei der Verteidigung gegen Drohnen kommen auch die 52 bisher von Deutschland gelieferten Flakpanzer vom Typ Gepard zum Einsatz.
Rheinmetall plant neues Modell
Und Rheinmetall plant gleichzeitig schon in die Zukunft. Auf der Rüstungsmesse Eurosatory bei Paris stellte der DAX-Konzern am Montag eine Mischung aus Leopard 2 und Skyranger 35 vor. Neben der Kanone könnten zukünftig auch Flugabwehrraketen bei dem Modell integriert werden, so der Konzern.
Aus Deutschland wurden in der Vergangenheit bereits verschiedenste Flugabwehrsysteme in die Ukraine geliefert. Im Mittelpunkt stehen dabei die vier gelieferten IRIS-T SLM, zwei IRIS-T SLS und zwei Patriot-Systeme. Aber aus der Bundesrepublik wurden auch bereits erste dem Skyranger ähnelnde Geschütze geliefert: in Form von zwei Luftverteidigungssystemen des Typs Skynex. Diese kanonenbasierte Flugabwehr wird ebenfalls im Nächstbereich eingesetzt. Allerdings ist sie im Gegensatz zum möglichen "Frankenstein"-Panzer nicht auf Ketten unterwegs, sondern auf einem LKW-Chassis montiert.
Deutschland selbst hat auch bereits Flugabwehrpanzer auf Basis des Skyranger bei Rheinmetall bestellt. Diese werden allerdings nicht auf Leopard-Basis gebaut. Stattdessen sind unter anderem für die Wiederbelebung der Heeresflugabwehr Skyranger auf der Basis des Radpanzers Boxer angedacht.
Der Bundestag hatte im Februar der Beschaffung von neuen Flugabwehrkanonenpanzern zugestimmt. Für 649 Millionen Euro sollen insgesamt 19 Skyranger und Zusatzleistungen beschafft werden, so das Bundesverteidigungsministerium damals.
Quelle: ntv.de, lme