Geheimdeal mit Taliban Französisches Elitecorps eskortiert Afghanen
19.08.2021, 23:21 Uhr
Ankunft von mehr als 200 Passagieren aus Kabul am Flughafen Roissy Charles-de-Gaulle bei Paris.
(Foto: REUTERS)
Für viele afghanische NATO-Helfer ist der Weg zum Flughafen von Kabul der gefährlichste Teil der Flucht. Frankreich setzt seine Elite-Kräfte ein, um die Menschen sicher an den Kontrollposten der Taliban vorbeizuschleusen. Doch auch das ist ein Abenteuer, verrät der Chef der Spezialeinheit.
Während die deutschen Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr derzeit nur am Flughafen von Kabul bei der Evakuierung von Ortskräften helfen, wagen sich französische Elite-Kräfte auch in die Stadt hinein. Einheiten der Spezial-Polizeieinheit RAID (Recherche, Assistance, Intervention, Dissuasion) bringen Botschaftspersonal und bedrohte Afghanen von der französischen Botschaft zum gesicherten Bereich des Flughafens von Kabul, sodass sie nicht an Kontrollpunkten der Taliban abgefangen werden können.
Der Chef der französischen Elite-Einheit, Jean-Baptiste Dulion, schilderte am Mittwochabend dem Radiosender RTL über die jüngste gelungene Operation der RAID: "Es war ein gefährlicher Einsatz in einer sehr feindlichen und unsicheren Umgebung", sagte er. Nur elf von seinen "Jungs" begleiteten mehr als 200 Menschen "über fünf Kilometer, die uns extrem lang erschienen", erzählte Dulion dem Sender. Man habe den Konvoi vom RAID-Hauptquartier verfolgt, die "Daumen gedrückt". Normalerweise sichern RAID-Leute zusammen mit Soldaten das Botschaftsgebäude, mussten nach dem Sturz Kabuls aber kurzfristig umdisponieren, erklärte er weiter.
Die sichere Durchfahrt mit gepanzerten Fahrzeugen und Bussen sei zuvor in Geheimverhandlungen mit den Taliban abgesprochen worden, erklärte der RAID-Chef. "Ohne Vereinbarungen mit den Taliban geht es nicht", sagte Dulion. Die Gespräche seien auf zwei Ebenen geführt worden: Auf höchster Taliban-Ebene führte der Botschafter die Gespräche. Die Elite-Einheit musste aber auch selbst mit einem Taliban-Vertreter verhandeln, der vor Ort das Sagen hatte und ihnen für die Route Sicherheit zusagen konnte.
Frankreich flog am Mittwochabend mehr als 200 Personen aus Kabul aus. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian erklärte, die evakuierten Afghanen seien "bedroht" gewesen und hätten es "verdient, dass Frankreich ihnen Asyl gewährt". "Das sind wir Ihnen schuldig", twitterte auch der französische Präsident Emmanuel Macron zur Begrüßung der Menschen am Flughafen Roissy Charles-de-Gaulle bei Paris. Einer der Eingetroffenen zeigte sich "sehr erfreut", dass er und seine Familie ausreisen konnten, "um wenigstens die Grausamkeiten der Taliban zu überleben".
Quelle: ntv.de, mau