Taliban wandeln Behörde um Frauenministerium wird Tugendministerium
17.09.2021, 18:58 Uhr
Afghanische Frauen in der Hauptstadt Kabul.
(Foto: REUTERS)
Zwischen 1996 und 2001 ist das Tugendministerium der Taliban für das Auspeitschen von Frauen zuständig. Gut drei Wochen nach ihrer erneuten Machtübernahme rufen die Islamisten die Behörde wieder ins Leben. Als Amtssitz dient das Frauenministerium der alten Regierung.
Die radikalislamischen Taliban haben offenbar das Frauenministerium der afghanischen Regierung durch ein "Tugendministerium" ersetzt. Arbeiter brachten heute am Gebäude des bisherigen Frauenministeriums ein Schild an, das auf das Ministerium "zur Förderung der Tugend und zur Verhinderung des Lasters" verweist. Dies ist der Name der Behörde, das während der ersten Taliban-Herrschaft Ende der 90er Jahre etwa für Auspeitschungen von Frauen verantwortlich war.
Auf Twitter war zu sehen, wie Mitarbeiterinnen des Frauenministeriums vor dem Gebäude in der Hauptstadt Kabul gegen ihre Kündigung protestierten. Die Taliban wollten sich zunächst nicht zu dem Vorgang äußern. Bei der Vorstellung erster Teile ihrer international nicht anerkannten Regierung vor zwei Wochen war unter den Verantwortlichen weder ein weibliches Mitglied, noch hatte einer der Ernannten die explizite Zuständigkeit für den Schutz der Frauenrechte.
Zwar haben die neuen Machthaber versprochen, anders als früher diesmal die Rechte von Frauen zu achten. Allerdings haben die Taliban seitdem Frauen angewiesen, zu ihrer eigenen Sicherheit zu Hause zu bleiben und nicht zur Arbeit zu kommen, bis eine Geschlechtertrennung umgesetzt werden kann.
Während der ersten Taliban-Herrschaft zwischen 1996 und 2001 waren Frauen in Afghanistan weitgehend aus dem öffentlichen Leben verbannt. Sie durften das Haus nur in Begleitung männlicher Angehöriger verlassen. War eine Frau allein unterwegs, wurde sie von Mitarbeitern des Tugendministeriums ausgepeitscht. Die Behörde war damals auch für die Durchsetzung der Gebetpflicht sowie das Rasurverbot für Männer zuständig.
Quelle: ntv.de, jpe/AFP