Warten auf Sondervermögen Verbandschef sieht Bundeswehr "im freien Fall"
16.09.2022, 10:49 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Wüstner fordert einen Wehretat für die kommende Legislaturperiode mit einer Summe von "75 Milliarden Euro plus".
(Foto: picture alliance/dpa)
Deutsche Soldaten bräuchten berufliche Perspektiven, da sie sich teilweise für ein Jahrzehnt verpflichten, sagt der Vorsitzende des Bundeswehrverbands. Bislang sind die Arbeitsbedingungen seiner Ansicht nach nicht ideal. Das Sondervermögen stehe noch nicht in den Verträgen.
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, sieht die Streitkräfte trotz der beschlossenen zusätzlichen 100 Milliarden Euro aktuell noch nicht auf dem Weg zum Besseren. "Momentan sind wir noch im freien Fall", sagte Wüstner im ARD-"Morgenmagazin" kurz vor der Bundeswehr-Tagung. Die Bundeswehr leiste Gutes an der NATO-Ostflanke und bei Auslandseinsätzen.
Zugleich gebe sie aber Gerät an die Ukraine ab und fülle dies noch nicht auf. Die 100 Milliarden Euro seien noch nicht in Verträgen. "Das heißt, es geht noch nach unten. Das ist die Realität". Jetzt gehe es darum, im vierten Quartal Entscheidungen zum Umsteuern zu treffen.
Wüstner forderte Nachhaltigkeit im Wehretat. Er sollte für die kommende Legislaturperiode "75 Milliarden Euro plus" betragen. "Ansonsten brauchen wir gar nicht erst anzufangen." Der Verbandschef beklagte, die Bundeswehr sei "total überreguliert". Auch sei die Nachwuchsgewinnung schwierig.
Wüstner sieht militärische Führungsrolle Deutschlands
Bei der größten Zeitarbeitsfirma im Land bräuchten die Menschen Perspektiven, wenn sie sich für zehn oder zwölf Jahre bei der Bundeswehr verpflichteten. Die Aussage von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, die von einer militärischen Führungsrolle Deutschlands sprach, unterstützte Wüstner. Diese müsse man wahrnehmen. Die Messlatte sei hoch gelegt. Es bedürfe hier noch viel Kommunikation innerhalb der SPD und in der Ampelkoalition.
Militärische und zivile Fachleute beraten auf der in Berlin beginnenden Bundeswehr-Tagung über den weiteren Kurs der deutschen Streitkräfte. Am ersten Tag werden Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und Generalinspekteur Eberhard Zorn - Deutschlands ranghöchster Soldat - sprechen. Am Freitag wird Bundeskanzler Scholz bei dem Treffen erwartet.
(Dieser Artikel wurde am Donnerstag, 15. September 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, lve/dpa