Hunger und Misshandlung in Gaza Freigelassene Hamas-Geiseln berichten von Folter
16.02.2025, 03:10 Uhr Artikel anhören
Alexander Trufanov erfährt erst nach seiner Freilassung, dass sein Vater bei dem Massaker ermordet wurde.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Für drei Geiselfamilien endet das Bangen um ihre Liebsten. Doch nach der Freilassung erzählen die drei Männer von einem 16 Monate währenden seelischen und körperlichen Martyrium in den Tunnelanlagen von Chan Junis.
Kurz nach der Freilassung von drei weiteren israelischen Geiseln aus der Gewalt islamistischer Terrororganisationen im Gazastreifen sind erste Schilderungen der Entführten bekanntgeworden. Die mehr als 16 Monate in der Gewalt der Islamisten seien eine "sehr harte Gefangenschaft, einschließlich körperlicher Misshandlung", gewesen, schrieb die Zeitung "Times of Israel" unter Berufung auf Berichte mehrerer israelischer TV-Sender. So sei Sagui Dekel-Chen bei Verhören durch die Hamas gefoltert worden. Dem Fernsehsender Kanal 12 zufolge weise sein Körper entsprechende Narben auf.
Der 36-Jährige habe die ganzen Monate über nicht gewusst, ob seine Familie das Massaker der Hamas und anderer Extremisten aus Gaza in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und rund 250 Verschleppten überlebt hatte. Erst kurz vor seiner Freilassung hätten seine Entführer ihm erzählt, dass seine Frau eine Tochter zur Welt gebracht habe, berichtete der Sender Kan. Sie hätten ihm auch Ohrringe für seine Frau geschenkt, aber er habe ihnen nicht geglaubt.
Erfahren, dass Vater tot ist
Ein nach seiner Freilassung von der israelischen Armee verbreitetes Video zeigte Dekel-Chen in den Armen seiner weinenden Frau, die ihm auch den Namen der Tochter verriet: Schachar Mazal. Der 29-jährige Alexander (Sascha) Trufanov wiederum habe bis zur Freilassung nicht gewusst, dass sein Vater bei dem Massaker an jenem 7. Oktober getötet wurde, hieß es weiter. Er sei in Tränen ausgebrochen, als er es von Vertretern der israelischen Armee erfuhr.
Wie die "Times of Israel" weiter berichtete, verlor der ebenfalls freigelassene Iair Horn (46) während der Gefangenschaft Dutzende Kilogramm an Gewicht und sei kaum medizinisch versorgt worden. Alle drei Geiseln seien die meiste Zeit in Tunneln in Chan Junis im Süden des Gazastreifens festgehalten worden, nur wenige hundert Meter von ihren Häusern im Kibbuz Nir Oz entfernt. Sie hätten oft Hunger gelitten, aber während der Gefangenschaft auch Arabisch gelernt. Die drei Männer wurden gemäß der Waffenruhe-Vereinbarung am Samstag in Chan Junis im Austausch gegen 369 inhaftierte Palästinenser freigelassen.
Quelle: ntv.de, mau/dpa