Kohleminenbau in Australien Fridays for Future nimmt Siemens ins Visier
08.01.2020, 17:14 Uhr
Siemens hat sich viel vorgenommen: Bis 2030 will das Unternehmen komplett klimaneutral werden. Vorher liebäugelt die Firma allerdings noch mit dem millionenschweren Bauprojekt einer Kohlemine in Australien. Fridays for Future droht mit Protesten in ganz Deutschland.
Die Klimaschutzbewegung Fridays for Future will am Freitag wegen eines Auftrags für eine Signalanlage für eine Kohlemine in Australien bundesweit gegen Siemens protestieren. Mit einer 24-stündigen Mahnwache im Anschluss an ihren wöchentlichen Klimastreik wollen die Aktivisten in München ein Zeichen gegen die geplante Beteiligung des Konzerns am Bau der Carmichael-Mine des indischen Adani-Konzerns in Queensland setzen, wie sie erklärten.
Die Aktion soll demnach Teil von Demonstrationen "in über 20 Städten" sein. Luisa Neubauer und Nick Heubeck von Fridays for Future hatten in einem Gastbeitrag in der "Welt" vom Dienstag bereits "im ganzen Land Streiks" angekündigt und Siemens-Chef Joe Kaeser aufgefordert, "den Auftrag in Höhe von etwa 20 Millionen Euro abzulehnen".
"Siemens rühmt sich damit, bis 2030 klimaneutral werden zu wollen und unterstützt gleichzeitig den Bau einer Kohlemine, deren Betrieb die Einhaltung der Klimaziele quasi unmöglich macht", kritisierte nun Fridays for Future in München. Die Mine wäre nach ihren Angaben nach Fertigstellung eine der größten der Welt "und würde jährlich zusätzlich 705 Millionen Tonnen CO2 ausstoßen".
Noch steht das Projekt nicht

Mit einer 24-stündigen Mahnwache wollen die Aktivisten in München ein Zeichen gegen die geplante Beteiligung des Konzerns am Bau der Mine in Queensland setze.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Münchner Unternehmen erhielt den Auftrag, die Signalanlage für die Gleise der Mine beizusteuern. "Wir verstehen, dass sich viele Menschen gerade für dieses Projekt so besonders interessieren und einsetzen", hatte Siemens nach Kritik Mitte Dezember erklärt, auch wenn der Konzern "im Kampf gegen den Klimawandel einen deutlich breiteren Ansatz" verfolge. Kaeser schrieb auf Twitter, er wolle sich das Projekt "sorgfältig ansehen" und sich bald zurückmelden.
"Dieser Abwägungsprozess läuft noch", sagte ein Unternehmenssprecher der Nachrichtenagentur AFP. Aus Unternehmenskreisen hieß es aber, dass Siemens nach letzten Gesprächen mit verschiedenen Interessenvertretern womöglich noch zum Ende der Woche eine Entscheidung zum Projekt treffen könnte.
Australien selbst gilt schon lange als Kohle-Sünder. Für Premierminister Scott Morrison sind die Brände eine reine Naturkatastrophe. Seine Klimapolitik will er nicht ändern. Oft wird Australien auf den Klimakonferenzen als regelrechtes "Blockierland" bezeichnet. Das sei auch auf der Weltklimakonferenz in Madrid deutlich geworden.
Quelle: ntv.de, can/AFP