Politik

"Er war nie ein Machtpolitiker" Früherer FDP-Chef Wolfgang Gerhardt ist tot

Sein Ziel, Außenminister zu werden, blieb Wolfgang Gerhardt (hier im Jahr 2018) verwehrt.

Sein Ziel, Außenminister zu werden, blieb Wolfgang Gerhardt (hier im Jahr 2018) verwehrt.

(Foto: picture alliance / Sammy Minkoff)

Jahrelang führte Wolfgang Gerhardt die FDP, später saß er der Friedrich-Naumann-Stiftung vor. Jetzt ist er im Alter von 80 Jahren gestorben. Liberalen-Chef Christian Lindner würdigt ihn als prägenden Politiker, der die Partei "wieder aufgerichtet" habe.

Der ehemalige FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt ist tot. Der 80-Jährige sei am Morgen in Wiesbaden gestorben, teilte FDP-Chef Christian Lindner im Auftrag der Familie mit. "Er war nie ein Machtpolitiker, sondern blieb auch in Spitzenpositionen ein belesener, feiner und großzügiger Mensch. In einer schwierigen Phase unserer Geschichte hat er die FDP zusammengehalten und wieder aufgerichtet", erklärte Lindner in einer ersten Würdigung. "Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet."

Gerhardt machte zunächst politische Karriere in seiner hessischen Heimat. Von 1978 bis 1994 gehörte er dem Landtag in Wiesbaden an. 1987 wurde er Wissenschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident. 1994 zog der Liberale in den Bundestag ein. Sein Ziel, Außenminister zu werden, erreichte er jedoch nicht, weil Schwarz-Gelb bei der Bundestagswahl 2002 keine Mehrheit erhielt.

FDP-Bundesvorsitzender war Gerhardt von 1995 bis 2001, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion von 1998 bis 2006. Beide Ämter gab er schließlich an Guido Westerwelle ab. Gerhardt übernahm die Leitung der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung. "Wolfgang Gerhardt hat zeit seines Lebens für Eigenverantwortung und unabhängiges Urteilsvermögen geworben. Faire Bildungschancen waren ihm ein Herzensanliegen", schrieb Lindner in seiner Würdigung weiter.

Auch in anderen Parteien wurde Gerhardts Wirken gewürdigt. "Er war einer der herausragenden Parlamentarier in einer Zeit, als viele von uns noch nicht im Bundestag waren", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen im Bundestag. "Das Andenken sollte dementsprechend sein."

Hessens Ministerpräsident Boris Rhein nannte Gerhard einen "herausragenden Politiker". Rhein zufolge war der Freidemokrat "ein Mann der leisen Töne, dessen Rat sehr viele gerne gehört haben". Gerhardt habe sich mit Leidenschaft und Hingabe für die Belange der Gesellschaft eingesetzt. "Er hat es verstanden, Brücken zu bauen und unterschiedliche Meinungen zusammenzuführen. Sein Einsatz für eine pluralistische Gesellschaft und ein besseres Deutschland wird uns fehlen", so der CDU-Politiker.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP

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