Politik

Polizei rechnet mit neuer Gewalt G20-Protestzüge verlaufen bisher friedlich

Bis auf kleinere Rangeleien bleibt der Protest bisher friedlich.

Bis auf kleinere Rangeleien bleibt der Protest bisher friedlich.

(Foto: REUTERS)

Mehrere Großdemos begleiten den Abschluss des G20-Gipfels. Gegen Vermummte geht die Polizei konsequent vor, es bleibt aber weitgehend friedlich - zumindest bisher. Denn der Polizeipräsident rechnet noch einmal mit Krawallen auf Hamburgs Straßen.

"Ein Festival der Demokratie" sollten die Proteste rund um den G20-Gipfel werden. Das zumindest hatte sich Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) im Vorfeld erhofft. Nach der Gewaltorgie im Schanzenviertel, als in der Nacht zu Samstag ein Mob in der Straße Schulterblatt wütete, ist aber klar: Von einem "Festival" wird künftig niemand sprechen, wenn er an das Treffen von Angela Merkel, Donald Trump und Co. an der Elbe zurückdenkt.

Und so stand vor der Großdemo "Grenzenlose Solidarität statt G20", bei der am Samstag auch das Bündnis "Welcome to Hell" mitlief, eine bange Frage im Raum: Arten die Proteste wieder in Straßenschlachten aus? Regiert wieder das Chaos? Oder sendet die Hansestadt am letzten Gipfeltag versöhnliche, friedvolle Bilder hinaus in die Welt?

Hamburgs Polizeipräsident Ralf Martin Meyer macht bereits am Vormittag klar, worauf sich Teilnehmer, Polizei und Anwohner einstellen sollen: "Es ist davon auszugehen, dass erneut kein friedlicher Protest möglich sein wird." Es gebe "deutliche Hinweise", dass sich Gewalttäter unter die Demo mischen könnten.

Rote-Flora-Anwalt: "Das wollen wir nicht"

Meyer fordert den Demo-Anmelder Jan van Aken auf, alles zu tun, um kriminellen Gewalttätern "eindeutig zu erklären, dass man sie bei der Versammlung nicht haben will". Und der Linken-Bundestagsabgeordnete erklärt denn auch, die "völlig sinnentleerte Gewalt" des Vortags scharf zu verurteilen: "Da distanzieren sich alle davon, einschließlich der Hamburger Autonomen."

Für die sagt stellvertretend Rote-Flora-Anwalt Andreas Beuth: "Wenn man anfängt, die kleinen Läden zu zerlegen und die Autos der Anwohner, dann habe ich da kein Verständnis für. Das wollen wir nicht."

Zeitgleich zu Meyers Warnung versammeln sich Hunderte Menschen am Deichtorplatz in der Nähe des Hauptbahnhofs. Drei Stunden vor Beginn des Demonstrationszuges ist die Stimmung friedlich, viele liegen dösend in der Sonne oder verteilen Flugblätter. Die Jusos sind da, die Linken, die Gewerkschaftler, aber auch internationale Bündnisse.

Parallel machen sich Tausende Menschen bereit, um bei der von Kirchen und bürgerlichen Parteien unterstützten Demonstration "Hamburg zeigt Haltung" mit Luftballons und Friedenstransparenten mitzumarschieren. Alle scheinen die schrecklichen Bilder der Nacht zuvor vergessen zu wollen - als vermummte Chaoten Läden geplündert, Barrikaden angezündet sowie Polizisten attackiert und verletzt hatten.

Der Abend ist noch lang

Es ist bei der Demo "Grenzenlose Solidarität statt G20" ein bunter Protest mit ganz unterschiedlichen Gruppen. Unter ihnen auch der 75-jährige Johannes Philipp aus Bremen, der mehrere Peace-Fahnen hochhält: "Ich bin hier, weil ich für den Frieden eintrete", sagt er. Oder Edgar (68) und Lisa Munz (66), die nach den Exzessen des Vorabends extra aus Ingolstadt angereist sind, um friedlich ihre Meinung kundzutun. "Das Volk wird immer mehr ausgenommen, wenn Großkopferte zusammenkommen", finden die beiden. Und Leonie aus Lüneberg (20) schreibt mit Freundinnen ein Plakat, auf denen sie fordern: "Klima schützen statt Grenzen schützen".

Die Teilnehmer machen klar: Heute soll es um Inhalte gehen, nicht um Gewalt. "Nur wer gewaltfrei demonstriert, hat's kapiert", steht auf einem Schild. Um 13.00 Uhr, als sich die ersten Demonstranten in Bewegung setzen, ist alles friedlich. An der Spitze sind die Linken-Vorsitzende Katja Kipping und der Grünen-Altlinke Hans-Christian Ströbele zu sehen, davor Dutzende Polizisten. Es dauert eineinhalb Stunden, bis die letzten der Zehntausenden Demonstranten loskommen - so lange ist der Zug Richtung Millerntorplatz im Stadtteil St. Pauli. Am Ende zählen die Veranstalter 76.000 Teilnehmer, die Polizei 22.000.

Knapp 80 Minuten, nachdem sich der Zug in Gang gesetzt hat, dann die Warnung der Hamburger Polizei via Twitter: "Einzelne Teilnehmer des schwarzen Blocks bei der Demonstration "G20 - not welcome!" haben Vermummung angelegt." Kurz danach gibt es die ersten Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizei. "Einsatzkräfte gingen soeben konsequent gegen vermummte Teilnehmer im schwarzen Block vor", twittert die Polizei. Und: "Gegen die Einsatzkräfte wurde massiv Widerstand geleistet: Tritte, Schläge, u.a. mit Fahnenstangen."

Ist das der Auftakt für neue Gewalt? Niemand weiß es. Doch der Abend ist noch lang.

Quelle: ntv.de, Benjamin Haller, Elena Metz und Sonja Wurtscheid, dpa

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