"Desintegrative Handschrift" GEW kritisiert türkische Konsulatslehrkräfte
02.04.2017, 10:18 Uhr
(Foto: imago/Sven Simon)
Was unterrichten die türkischen Konsulatslehrkräfte an deutschen Schulen? Die Bildungsgewerkschaft GEW glaubt, dass es nicht nur um Sprachunterricht gehe. Vielmehr wirkten die Lehrpläne nationalistisch-religiös.
Die Bildungsgewerkschaft GEW hat den Türkischunterricht an deutschen Schulen durch sogenannte Konsulatslehrkräfte kritisiert. "Was im muttersprachlichen Unterricht durch Konsulatslehrkräfte gelehrt wird, entzieht sich vollständig der Zuständigkeit und Aufsicht durch unsere Schulbehörden", sagte Doro Moritz, GEW-Vorsitzende in Baden-Württemberg, der "Welt am Sonntag".
Lehrpläne für den türkischen Sprach- und islamischen Religionsunterricht, die der GEW in Nordrhein-Westfalen zugespielt wurden, deuten laut Zeitung darauf hin, dass es nicht einzig darum geht, die Muttersprache zu erlernen. "Diese Lehrpläne tragen eine deutlich desintegrative Handschrift", sagte Sebastian Krebs, stellvertretender Vorsitzender der GEW in Nordrhein-Westfalen. Sie wirkten nationalistisch-religiös, schreibt die Zeitung.
Die Pläne sollen dem Bericht zufolge Anfang des Jahres in einem türkischen Generalkonsulat verteilt worden sein. Cemal Yildiz, zuständiger türkischer Botschaftsrat für Bildungswesen, bestreite Vorwürfe der GEW und des Philologenverbandes, berichtet die Zeitung weiter. "Von einer Beeinflussung oder Indoktrination kann weder für jetzt noch in der Vergangenheit die Rede sein", sagt Yildiz demnach. Das muttersprachliche Unterrichtsmodell existiere seit den 70er-Jahren und funktioniere sehr gut.
Der Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Heinz-Peter Meininger, hält die zunehmende türkische Einflussnahme für ein schwerwiegendes Problem. Er fordert laut "Welt" ein Ende des türkischen Konsularunterrichts. Derzeit unterrichten dem Blatt zufolge 503 Konsulatslehrkräfte an deutschen Schulen viele Tausend türkischstämmige Schüler. Entsandt und finanziert werden sie vom türkischen Bildungsministerium.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa