Politik

"Schon ein bisschen Sorge" Gabriel sieht in Trump nicht das Ende der Geschichte

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In Deutschland sieht man der zweiten Präsidentschaft von Trump mit gemischten Gefühlen entgegen. Während die Bundesregierung mit gebührender Zurückhaltung gratuliert, macht Ex-Außenminister Gabriel den Europäern ein wenig Mut.

Nach der Amtseinführung von Donald Trump hat Ex-Außenminister Sigmar Gabriel den Europäern geraten, sich nun verstärkt auf sich selbst zu konzentrieren. "Die Rede von Donald Trump zur Amtseinführung war eher ein großer Schritt für ihn und ein kleiner für die Menschheit", sagte der Vorsitzende der Atlantik-Brücke im Interview mit RTL und ntv. Dass Trump im Süden der USA den Notstand erklären will, um die Armee einzusetzen, müsse schon ein bisschen Sorge machen. "Trotzdem wäre ich dafür, dass wir uns auf uns selbst konzentrieren. Weil, je stärker wir in Europa sind, desto weniger Sorge müssen wir vor diesem Amerika haben", führte der SPD-Politiker aus. "Und im Übrigen gilt: Es ist nie das Ende der Geschichte", sagte Gabriel.

Die Bundesregierung hatte auf Trumps Amtsübernahme mit der üblichen Neutralität reagiert. "Die USA sind unser engster Verbündeter und ein gutes transatlantisches Verhältnis ist stets Ziel unserer Politik", erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Gratulation unmittelbar nach Trumps Amtsantritt. Deutschland und die USA könnten "entscheidende Impulse für Freiheit, Frieden und Sicherheit sowie für Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung auf beiden Seiten des Atlantiks setzen". Auch der SPD-Politiker Scholz betonte das Gewicht der Europäischen Union: "Als EU mit 27 Mitgliedern und mehr als 400 Millionen Menschen sind wir eine starke Gemeinschaft."

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock schrieb auf Englisch bei X, Deutschland werde "auf der Basis unserer gemeinsamen Werte und mit Blick auf unsere europäischen Interessen" mit der neuen US-Regierung zusammenarbeiten. In Zeiten "komplexer weltweiter Herausforderungen" bleibe "eine enge transatlantische Zusammenarbeit der Eckstein für Frieden, Sicherheit und Stabilität", schrieb die Grünen-Politikerin. Bei der Amtseinführung Trumps in Washington war kein Vertreter der rot-grünen Bundesregierung in Washington dabei. Vertreten wurde Deutschland durch Botschafter Andreas Michaelis.

Merz gratuliert handschriftlich

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sandte ein handschriftliches Glückwunschschreiben an Trump. Er wolle im Falle seines Wahlsiegs an "einem neuen Kapitel" im Verhältnis beider Länder arbeiten, schrieb er. Das US-Volk habe Trump und seiner Partei ein "starkes Mandat" erteilt, das Land zu führen.

FDP-Chef Christian Lindner sagte, das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA brauche "einen Neustart". Das Trump-Lager habe sehr wohl wahrgenommen, dass sich Teile der Bundesregierung und der sie tragenden Parteien im US-Wahlkampf "gegen Donald Trump" positioniert hätten, sagte er in einem auf X veröffentlichten Video. "Wir müssen viel investieren, um die Beziehungen zu kitten." Dabei müsse Deutschland dafür sorgen, "dass Europa wieder mit einer Stimme spricht", forderte der frühere Bundesfinanzminister. "Dann können wir auch verhandeln über einen neuen Anlauf für ein transatlantisches Freihandelsabkommen, möglicherweise mit Zwischenschritten, statt über Zölle."

AfD-Chefin Alice Weidel gratulierte Trump "ganz herzlich zu seiner erfolgreichen Amtseinführung". Auf X wünschte sie dem neuen Präsidenten "und den Bürgern Amerikas viel Erfolg und Gottes Segen auf ihrem Weg". Weidel, deren Partei in der Vergangenheit auch mit anti-amerikanischen Tönen auffiel, hatte jüngst ein Live-Gespräch mit Trump-Freund und Tech-Milliardär Elon Musk geführt. Die AfD-Kanzlerkandidatin fuhr dann aber nicht selbst nach Washington zu Trumps Amtseinführung, sondern ließ ihrem Partei-Ko-Chef Tino Chrupalla den Vortritt.

Quelle: ntv.de, mau/AFP

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