Politik

Bericht über geheime Anweisung Gazprom und Rosneft verbieten Auslandsreisen

Büroturm des russischen Staatskonzerns Gazprom in Moskau: Mitarbeiter berichten davon, dass Urlaub im Ausland nicht mehr geduldet wird.

Büroturm des russischen Staatskonzerns Gazprom in Moskau: Mitarbeiter berichten davon, dass Urlaub im Ausland nicht mehr geduldet wird.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Die Teilmobilmachung macht sich schmerzhaft auf dem russischen Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Zentralbank sieht darin einen weiteren Inflationstreiber. Die Staatskonzerne Rosneft und Gazprom reagieren wohl drastisch: Angestellten sollen Reisen ins Ausland strikt untersagt sein.

Mitarbeitern staatlicher russischer Öl- und Gasunternehmen ist es offenbar verboten worden, ins Ausland zu reisen. Das berichtete das unabhängige Medienunternehmen Verstka unter Berufung auf Quellen bei Gazprom und Rosneft. Nach Angaben einer Führungskraft im St. Petersburger Büro von Gazprom wurde ihm und seinen Mitarbeitern "inoffiziell verboten", ins Ausland zu reisen - "sogar in die Türkei". Das Verbot gilt demnach auch für enge Verwandte von Gazprom-Mitarbeitern.

Das Medium zitierte noch eine andere Quelle bei Gazprom: "Uns wurde verboten, ins Ausland zu reisen, das gilt für alle Reisen. Die Konsequenzen wurden nicht im Detail genannt. Aber wir sind klug. Sie haben uns schon vor einigen Tagen über das Verbot informiert. Viele von uns hatten bereits Tickets gekauft und Hotels für die Neujahrsferien gebucht. Aber es ist unmöglich, das Land zu verlassen, nicht einmal für medizinische Behandlungen, ganz zu schweigen von Urlauben. Die Menschen sind sehr unglücklich."

Dem Informanten zufolge überwacht der Sicherheitsdienst von Gazprom die Umsetzung der Anordnung. Bei Rosneft gelte ein ähnliches Verbot. Dort hätten Mitarbeiter ein spezielles Dokument unterzeichnet, das ihnen Auslandsreisen untersagt, hieß es in dem Bericht weiter.

Geflohen oder einberufen: Arbeitskräfte fehlen

Die russische Zentralbank warnte derweil vor gestiegenen Inflationsrisiken als Folge der Teilmobilmachung für den Krieg gegen die Ukraine. "Der Arbeitskräftemangel nimmt in vielen Branchen aufgrund der Auswirkungen der Teilmobilmachung zu", erklärten die Währungshüter. Diese führte seit September dazu, dass Hunderttausende Russen entweder zur Armee einberufen wurden oder das Land verlassen haben. Sie stehen damit dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung. Durch die Knappheiten steigen die Preise, weil viele Unternehmen ihr Angebot an Waren und Dienstleistungen nicht wie geplant halten können. Die Probleme würden die Wirtschaftstätigkeit und die Fähigkeit zur Produktionsausweitung erheblich einschränken. "Unserer Meinung nach überwiegen derzeit die inflationsfördernden Faktoren, und zwar nicht nur mittelfristig, sondern auch auf kurze Sicht", sagte Notenbankchefin Elvira Nabiullina.

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums liegt die Inflationsrate derzeit bei 12,65 Prozent. Sie ist damit mehr als dreimal so hoch wie von der Notenbank mit vier Prozent angestrebt. Trotz hoher Inflation hat die Zentralbank ihren Leitzins bei 7,5 Prozent belassen. Nach dem Einmarsch in die Ukraine hatten die Währungshüter den Leitzins Ende Februar auf 20 Prozent heraufgesetzt, danach aber schrittweise heruntergenommen. Sie befinden sich in einer Zwickmühle. Die Inflation, die den Lebensstandard drückt, müsste eigentlich mit höheren Zinsen bekämpft werden. Diese würden aber auch die ohnehin schon schrumpfende Wirtschaft noch stärker belasten, die unter den westlichen Sanktionen leidet.

Quelle: ntv.de, mau/als/rts

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