Hollywoodstar drängt auf Rückzug George Clooney fällt Joe Biden in Rücken
10.07.2024, 20:11 Uhr Artikel anhören
Bei einer gemeinsamen Spendengala sammelte George Clooney im vergangenen Monat noch Geld für Joe Biden ein.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Joe Biden empfängt beim NATO-Gipfel in Washington wichtige Staats- und Regierungschefs, doch die US-Hauptstadt kennt derzeit nur ein Thema: die mentale Fitness des 81-Jährigen. Wenige Wochen nach einer gemeinsamen Spendengala wendet sich nun auch ein Hollywood-Star vom US-Präsidenten ab.
In der Debatte um die mentale und physische Verfassung von US-Präsident Joe Biden ruft nun auch Hollywood-Schauspieler George Clooney den 81-Jährigen auf, sich aus dem Wahlkampf zurückziehen. "Ich liebe Joe Biden", schreibt Clooney in einem Gastbeitrag für die "New York Times". Er betrachte den US-Präsidenten als Freund und glaube an ihn. "Aber den einen Kampf, den er nicht gewinnen kann, ist der gegen die Zeit", schreibt Clooney weiter. "Führende Demokraten, Senatoren, Abgeordnete und andere Kandidaten, die im November verlieren könnten, müssen diesen Präsidenten bitten, freiwillig zurückzutreten."
Clooney ist einer der wichtigsten Spendensammler für die US-Demokraten und bezeichnet sich selbst als "lebenslanger Demokrat". Erst im vergangenen Monat war der Hollywood-Star gemeinsam mit Biden noch Gastgeber einer prominent besetzten Spendengala in Los Angeles, an der auch Ex-Präsident Barack Obama teilnahm. Laut Bidens Wahlkampfteam kam dabei eine Rekordsumme von 28 Millionen Dollar (25,8 Millionen Euro) zusammen.
Die physische und mentale Eignung von Biden wird seit dessen desaströsem Auftritt im TV-Duell mit seinem Rivalen Donald Trump Ende Juni auch von der eigenen Partei in Frage gestellt. Trotz deutlicher Kritik ist Biden, mit 81 Jahren ältester Präsident der US-Geschichte, eigenen Angaben zufolge "fest entschlossen", im Rennen für die Präsidentschaftswahl im November zu bleiben.
Senator warnt vor Erdrutschsieg
Ob ihm dies gelingt, ist angesichts des wachsenden Drucks unklar. Als erster Demokrat im US-Senat meldete Michael Bennet erstmals offen Zweifel an den Chancen Bidens an, das Weiße Haus zu verteidigen. In einem Interview mit CNN warnte er vor einem Erdrutschsieg, der den Republikanern Mehrheiten in beiden Kammern des US-Kongresses verschaffen könnte. Bei der Wahl im November steht nicht nur das Präsidentenamt zur Abstimmung, sondern auch alle Sitze im Repräsentantenhaus und ein Drittel der Sitze im Senat.
"Ich glaube, dass Donald Trump auf dem besten Weg ist, diese Wahl zu gewinnen", sagte Bennet. Konkreten Rückzugsforderungen, die einige Demokraten der zweiten Kongresskammer, dem Repräsentantenhaus, bereits öffentlich gemacht haben, wollte er sich zwar nicht anschließen. Dennoch waren seine Worte ungewöhnlich drastisch: "Es ist eine moralische Frage über die Zukunft unseres Landes", sagte Bennet.
Pelosi reagiert ausweichend
Auch die Biden-Vertraute und demokratische Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi machte mit einem TV-Interview von sich reden, in dem sie sich weigerte, sich klar hinter Biden als Präsidentschaftskandidat zu stellen. "Es liegt am Präsidenten zu entscheiden, ob er kandidiert", sagte sie. "Wir alle ermutigen ihn, diese Entscheidung zu treffen, denn die Zeit wird knapp."
Auf den Hinweis des Moderators, dass Biden sich offenbar entschieden habe, im Rennen zu bleiben, reagierte die 84-Jährige ausweichend.
Im US-Kongress ist nach einer Pause wieder Sitzungswoche. Das heißt, die Parlamentarier der Demokraten sind alle in der US-Hauptstadt versammelt. Beobachter hatten daher erwartet, dass sich schnell eine kritische Masse an Abgeordneten und Senatoren verbünden und offen gegen Biden stellen könnte. Passiert ist das bisher allerdings nicht. Dennoch herrscht in der Partei weiter große Unruhe.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa