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Russland-Afrika-Gipfel endet Geschenke nur für Russlands Freunde

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Eine der Botschaften des Gipfels sollte sein: Putin hat noch Freunde - doch die Afrikaner waren vorsichtig.

Eine der Botschaften des Gipfels sollte sein: Putin hat noch Freunde - doch die Afrikaner waren vorsichtig.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Putin ist auf der Suche nach neuen Freunden. In Sankt Petersburg versammelt er Dutzende Regierungschefs aus Afrika - und zeigt sich spendabel. Wie üblich macht er knallharte Interessenspolitik mit seinen Wohltaten. Überraschend tauchen zwei altbekannte Gesichter wieder auf.

Mit herzlichen Umarmungen und jeder Menge Geschenken ist der zweite Russland-Afrika-Gipfel zu Ende gegangen. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte seine afrikanischen Amtskollegen zwei Tage lang in seine Heimatstadt Sankt Petersburg eingeladen.

In ihren Abschlusserklärungen betonten sowohl Putin als auch der derzeitige Vorsitzende der Afrikanischen Union und Präsident der Komoren, Azali Assoumani, die Anwesenden hätten sich geeinigt - auf ein "gemeinsames Engagement für die Bildung einer fairen und demokratischen multipolaren Weltordnung auf der Grundlage der allgemein anerkannten Grundsätze des Völkerrechts und der UN-Charta". Sie brachten ebenso ihre gemeinsame Entschlossenheit zum Ausdruck, dem "Neokolonialismus, der Praxis illegitimer Sanktionen und Versuchen, traditionelle moralische Werte zu untergraben, entgegenzuwirken".

Putin verkündete stolz, Afrika und Russland würden in Zukunft in den Bereichen Sicherheit, Kampf gegen den Terrorismus und Extremismus, Lebensmittelsicherheit, Informationstechnologie, Weltraumtechnologie sowie Klimawandel intensiver zusammenarbeiten.

Afrikaner deutlich vorsichtiger

Er bedankte sich ausdrücklich bei den 17 Staats- und Regierungschefs Afrikas, die persönlich zum Treffen angereist waren. Sie hätten ihre "Unabhängigkeit" bewiesen, so Putin. Im Vorfeld des Gipfels hatte Russland dem Westen vorgeworfen, die Afrikaner unter Druck gesetzt zu haben, nicht nach Sankt Petersburg zu reisen. Beim ersten Russland-Afrika-Forum 2019 waren mehr als 40 Staatschefs anwesend, fast alle afrikanische Staaten waren vertreten. Diesmal waren die Afrikaner wegen des Ukraine-Krieges deutlich vorsichtiger, einen zu engen Schulterschluss mit Putin zu demonstrieren.

Gegenüber den anwesenden Staatschefs zeigte sich Putin deswegen umso großzügiger. Er nahm sich am Rande der zahlreichen Panels für jeden von ihnen ausführlich Zeit, um bilaterale Gespräche zu führen und zahlreiche Partnerschaftsabkommen zu unterzeichnen. Klar ist: Russland sucht Wege aus der internationalen Isolation und in Afrika unter seinen alten Freunden jetzt neue Verbündete. Kritik hagelte es dennoch. Putins langjähriger enger Vertrauter Yoweri Museveni, Präsident Ugandas, betonte in seinem Gespräch mit Putin ausdrücklich: "Man kann einen ungerechtfertigten Krieg nicht gewinnen, die Geschichte hat das bewiesen."

Wer diese Verbündeten Russlands auf dem Kontinent derzeit sind, das wird auf dem Forum in den Sankt Petersburger Kongresshallen bereits an der Sitzordnung klar. Die Präsidenten und Militärchefs von Algerien, Ägypten, Eritrea und Uganda sitzen in der ersten Reihe, alles Länder, die derzeit sehr enge Beziehungen nach Moskau unterhalten. Beim Gruppenfoto steht sogar der Junta-Chef von Burkina Faso, Ibrahim Traoré, in ockerbrauner Flecktarnuniform und rotem Barett auf dem Kopf direkt neben Putin. Der General hatte sich erst im vergangenen Jahr, wohl mit Russlands Hilfe, an die Macht geputscht. Jetzt schüttelt ihm Putin herzlich lachend die Hand.

Bout und Prigoschin wieder da

Putin verteilte auch Geschenke. Nur wenige Tage nachdem Russland das Getreideabkommen im Schwarzen Meer aufgekündigt hat, unter welchem ukrainischer Weizen sicher auf den Weltmarkt exportiert werden konnte, gibt sich Putin in Petersburg nun spendabel gegenüber seinen afrikanischen Freunden, deren Bevölkerungen sonst Hunger leiden würden. Ausgesucht hat er sich - nicht zufällig - fünf Länder, die eng mit dem Kreml kooperieren sowie Somalia, das am meisten von den ausbleibenden Getreidelieferungen betroffen wäre: "Wir werden bereit sein, Burkina Faso, Simbabwe, Mali, Somalia, die Zentralafrikanische Republik und Eritrea in den nächsten drei bis vier Monaten jeweils mit 25.000 bis 50.000 Tonnen Getreide kostenlos zu versorgen", so Putin in seiner Rede auf dem Gipfel. "Außerdem werden wir den Verbrauchern eine kostenlose Lieferung dieser Produkte anbieten." Die Afrikaner jubelten.

Der simbabwische Präsident Emmerson Mnangagwa zeigte sich zwar dankbar, betonte aber gegenüber Journalisten am Rande des Gipfels, dass die Ernährung seines Landes eigentlich gesichert sei. "Wir haben überhaupt kein Getreidedefizit. Wir sind ernährungssicher, er ergänzt nur das, was wir bereits haben." Im Hintergrund flossen aber wohl noch mehr Geschenke von Putin. Simbabwes Informationsministerium veröffentlichte auf Twitter Fotos von Mnangagwa, wie er die Stufen eines neuen Hubschraubers hinuntergeht und in der Kabine vor einem Tisch mit Gläsern Weißwein und einer Obstschale sitzt. "Dieser Vogel wird bald unseren Himmel zieren", freut sich der Informationsminister.

Anwesend auf dem Gipfel waren auch zwei einflussreiche Russen, die zahlreichen afrikanischen Staatschefs und Verteidigungsministern mittlerweile sehr vertraut sein dürften. Zum einen Victor Bout, einst der größte Waffenhändler Afrikas und alter Kumpel Putins aus seinen Zeiten beim sowjetischen Geheimdienst KGB. Bout war in Angola stationiert als der Sowjetblock zusammenbrach und verscherbelte daraufhin sowjetisches Kriegsgerät überall in Afrika. Er hat bei manch einem Bürgerkrieg wie in Liberia, Sierra Leone oder dem Kongo sogar beide Seiten versorgt. Lange saß er in den USA in Haft, war 2022 aber in einem Gefangenenaustausch nach Russland überstellt und dort freigelassen worden. Er nahm treffenderweise am Panel "Neue russisch-afrikanische Logistikrouten" teil.

Und auch Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin wird auf dem Gipfel gesichtet, das erste Mal seit dem gescheiterten Aufstand in Russland Ende Juni. In Jeans und weißem Hemd ohne Krawatte schüttelt er herzlich dem zentralafrikanischen Botschafter die Hand. Prigoshin machte Putin pünktlich zum Gipfel ein Geschenk: Im Niger hat am Mittwoch ein Militärputsch stattgefunden. Der pro-westliche Präsident Mohamed Bazoum wurde von Russland-freundlichen Generälen abgesetzt. In einer Audio-Botschaft erklärte Prigoschin seine Unterstützung für die Putschisten.

Quelle: ntv.de

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