Politik

Christian Lindner in "Das Duell" "Größte Gefahr, dass Athen im Euro bleibt"

SPD-Vize Stegner (l.) und FDP-Chef Lindner debattieren den Grexit. Heiner Bremer (m.) führt durch das "Duell".

SPD-Vize Stegner (l.) und FDP-Chef Lindner debattieren den Grexit. Heiner Bremer (m.) führt durch das "Duell".

Lässt sich der Grexit noch vermeiden? Ja, meint SPD-Vize Ralf Stegner. Merkel sei viel zu vorsichtig, um die unkalkulierbaren Folgen eines Grexit zu riskieren. FDP-Chef Lindner hingegen sorgt sich, dass Griechenland in der Eurozone bleibt.

Ralf Stegner hält ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro für unwahrscheinlich - weil die Kanzlerin die unkalkulierbaren Folgen eines "Grexit" kaum riskieren würde. "Frau Merkel ist viel zu vorsichtig, als dass sie für einen solchen Kurs ihre Zustimmung geben würde", sagte der stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD in "Das Duell bei n-tv" (Thema: "Grexit in Planung – aber was dann?").

Stegner gab zu Bedenken, dass der "Grexit" hohe Verluste für den deutschen Steuerzahler bedeuten und die soziale Schieflage in Griechenland weiter verstärken würde. "Es hat doch keinen Sinn zu sagen: Wir schmeißen die raus. Dann ist das Geld komplett weg. Dann werden sie Zustände haben dort, die nichts mit europäischen Zuständen zu tun haben. Und dann wird es Hilfspakete geben müssen.“

"Rente mit 56, dann bräuchten wir ein Rettungspaket"

Die Verhandlungen zwischen Gläubigern und Griechenland waren zuletzt ohne Ergebnis vertagt worden. Die Gläubiger fordern Reformen im Renten- und Steuersystem, falls neues Geld fließen soll - Griechenland sperrt sich. Trotzdem gab sich Stegner zuversichtlich, dass ein Kompromiss gefunden werden könne: "Ich glaube nicht, dass es das war", sagte er, "und zwar aus dem simplen Grund: Kein Mensch weiß, was die Konsequenz wäre für die Stabilität der Europäischen Union."

Der SPD-Politiker räumte ein, dass gerade das Thema Rente für Irritationen bei den Gläubigern sorge: "In der Tat ist es richtig, dass das Renteneintrittsalter ein Problem ist. Wenn wir das machen würden: Rente mit 56, dann könnten wir nicht nur kein Rettungspaket mehr zahlen als Deutschland, sondern dann würden ein Rettungspaket brauchen. Das wird nicht gehen." Trotzdem, so Stegner, werde bis Ende Juni eine Lösung gefunden - und die bestehe "aus einer Vereinbarung, und nicht aus einem Diktat."

"Größte Gefahr, dass Griechenland im Euro bleibt"

FDP-Chef Christian Lindner sprach sich in diesem Zusammenhang vehement gegen neue Zugeständnisse an Griechenland aus - auch wenn das den "Grexit" bedeuten würde. "Heute ist nicht mehr das Risiko, dass Griechenland unkontrolliert aus dem Euro ausscheidet - die größte Gefahr ist, dass Griechenland im Euro bleibt, und zwar unter den falschen Bedingungen", sagte der Bundesvorsitzende der Liberalen.

Lindner forderte, dass die griechische Regierung die Vereinbarungen einhalten müsse - ohne Wenn und Aber. "Wer Europa zusammenhalten will, der darf Athen keinen Rabatt geben. Sondern der muss ganz konsequent darauf achten, dass auf Punkt und Komma das, was zugesagt worden ist, auch umgesetzt wird", so Lindner.

Ein Nachgeben im Schuldenstreit stelle laut Lindner den Euro insgesamt in Frage: "Wenn wir einmal festgelegte Regeln so zur Disposition stellen - wir gucken mal, ob die verbindlich sind oder nicht - dann wird der Euro weich werden."

Lindner äußerte die Befürchtung, dass ein Einknicken gegenüber Griechenland die EU-Skeptiker in Großbritannien bestätigen würde. "Am Ende des Tages wird man in London sagen: Offensichtlich ist Europa bereit, immer wieder das als richtig Erkannte zu verraten, mit dieser Europäischen Union möchten wir nichts mehr zu tun haben." Ein Ausstieg Großbritanniens aus der EU sei aber "viel gefährlicher, auch geostrategisch, als das zeitweise Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro", argumentierte Lindner.

(Das Duell" wiederholt n-tv um 23.10 Uhr)

Quelle: ntv.de

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