Politik

Gesundheitssystem vor Crash? Grüne fordern Krisenplan für Kinder-Arzneien

Laut Vier-Punkte-Plan sollen Apotheken Alternativprodukte ausgeben können, ohne dass dafür ein neues Rezept ausgestellt werden muss.

Laut Vier-Punkte-Plan sollen Apotheken Alternativprodukte ausgeben können, ohne dass dafür ein neues Rezept ausgestellt werden muss.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Die Kinderkliniken in Deutschland sind am Limit. Ärzte und Pflegepersonal kommen kaum mit den Behandlungen der kleinen Patienten hinterher, und auch die Medizin ist knapp. Um die Akutversorgung dennoch zu gewährleisten, fordern die Grünen einen Vier-Punkte-Krisenplan.

Die Grünen fordern von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nach einem Bericht des "Spiegel" eine Reihe von Sofortmaßnahmen, um gegen fehlende Arzneien und Behandlungsmöglichkeiten für Kinder vorzugehen. In einem Vier-Punkte-Krisenplan fordern sie etwa, dass Apotheken fehlende Medikamente zur Behandlung akuter Atemwegserkrankungen eigenständig und ohne erneutes Rezept durch den behandelnden Arzt oder die Ärztin herstellen dürfen.

Auch sollen sie Alternativprodukte ausgeben können, ohne dass dafür ein neues Rezept ausgestellt werden muss. Zudem solle der Großhandel verpflichtet werden, alle Medikamente, die von der Weltgesundheitsorganisation in der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel geführt werden, zu bevorraten, berichtete das Magazin.

Inzwischen kommt es aufgrund der Überlastung vor allem von Kinderkliniken nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zunehmend zu Anfeindungen oder sogar Übergriffen gegen die dort Beschäftigten. "Es häufen sich Fälle von Androhung oder der tatsächlichen Ausübung psychischer und physischer Gewalt gegenüber dem Gesundheitspersonal", sagte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt der "Rheinischen Post" vom Samstag.

"Die Pandemie war das deutlich kleinere Problem"

Der Vorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, stufte die Lage an den Kinderkliniken ebenfalls als weiterhin schwierig ein. "Pflegekräfte aus den Erwachsenenstationen können nur bedingt die Engpässe auf den Kinderstationen lindern, da in der Pädiatrie auf ihren Bereich hochspezialisierte Fachkräfte arbeiten", sagte Gaß der "Rheinischen Post". Gleichwohl versuchten die Krankenhäuser, solche Umschichtungen zu organisieren.

Der Intensivmediziner Christian Karagiannidis sagte der Berliner "tageszeitung", er halte zudem die in den kommenden Jahren zu erwartenden Belastungen für das Gesundheitswesen durch den Mangel an Fachkräften für größer als durch die Corona-Pandemie. "Die Pandemie war nicht schön, aber im Vergleich zu dem, was die nächsten zehn Jahre auf uns zu kommt, war dies das deutlich kleinere Problem."

Karagiannidis drängte daher auf massive Zuwanderung. "Wir werden in allen Berufsgruppen pro Jahr rund 500.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verlieren, die in Rente gehen", warnte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DIVI). Millionen Stellen könnten deswegen nicht nachbesetzt werden. "Diese Arbeitskräfte fehlen als Pflegekräfte, sie fehlen als Beitragszahler - das wird noch völlig unterschätzt", sagte Karagiannidis. Wenn nicht jetzt dagegen etwas unternommen werde, "crasht das Gesundheitssystem".

Quelle: ntv.de, can/AFP

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