Dauerstreit um Schuldenbremse Grüne machen Merz ein Angebot
27.02.2024, 16:51 Uhr Artikel anhören
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge wirbt für ein Land, das funktioniert. Das ist nach ihrer Ansicht ohne neue Schulden nicht zu haben.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Grünen-Fraktion träumt von einem Deutschland-Investitionsfonds, aus dem Bund, Länder und Kommunen schöpfen können. Dafür soll die Schuldenbremse gelockert werden. Weil Ampel-Partner FDP wohl nicht mitmachen wird, soll CDU-Chef Merz die "ausgestreckte Hand" ergreifen.
Die Grünen bringen in der ohnehin belasteten Ampel-Koalition neue Forderungen auf und stellen sich damit in Konfrontation vor allem mit dem Koalitionspartner FDP. Co-Fraktionschefin Katharina Dröge warb bei einer Fraktionsklausur in Leipzig für einen Deutschland-Investitionsfonds für Bund, Länder und Kommunen, der aus neuen Krediten finanziert würde. Dazu wäre eine Reform der Schuldenbremse erforderlich, die von der FDP abgelehnt wird. Dröge räumte ein, die Positionen lägen "auf den ersten Blick weit auseinander, aber dazwischen gibt es Wege, sich auch aufeinander zuzubewegen".
Nicht nur die FDP, sondern auch die SPD nahm Dröge in die Pflicht mit der Forderung, die Verlängerung der Mietpreisbremse umzusetzen. "Die Mietregulierung, die im Koalitionsvertrag verabredet ist, die hängt seit zwei Jahren", sagte Dröge. Beim Klimageld forderte sie Finanzminister Christian Lindner auf, seine Zusage einzuhalten, bis 2025 dafür einen Auszahlungsmechanismus zu schaffen. "Wir erwarten da einfach ein Stück mehr Tempo von ihm und die Einhaltung von Zusagen", sagte Dröge. "Da ist unsere Geduld auch ein bisschen zu Ende."
In einer Beschlussvorlage für die Klausur plädieren die Grünen zudem für eine Reform des Mindestlohngesetzes, die auf einen Mindestlohn von über 14 Euro hinausliefe. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat dies bereits als Vorstoß für einen "politisch festgelegten Mindestlohn" verworfen. Doch es gibt aus der FDP auch freundlichere Töne. Der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Lukas Köhler, begrüßte gegenüber ntv.de, dass die Grünen "FDP-Vorhaben" wie Bürokratieabbau und Flexibilisierung der Arbeitszeit aufgegriffen hätten. Einer Aufweichung der Schuldenbremse erteilte er aber eine Absage.
"Ein Land, das einfach funktioniert"
Dröge sprach gleichwohl von einer Einladung zu Gesprächen mit den Ländern wie auch mit CDU-Chef Friedrich Merz. "Die Menschen erwarten aus meiner Sicht zu Recht von uns ein Land, das einfach funktioniert", sagte Dröge. Das bedeute Schulen, in die es nicht hineinregne, und dass "auch auf den Dörfern der Bus regelmäßig kommt, damit zum Beispiel auch ältere Leute, die keinen Führerschein haben, irgendwie noch selbstständig mobil sein können". Dazu gehörten auch schnelles Internet, funktionierender Handyempfang überall, ein Ausbau der Stromnetze und die Grundlagen für eine zukunftsfähige klimaneutrale Wirtschaft.
"Wir machen einen Vorschlag für einen Deutschland-Investitionsfonds für Bund, Länder und Kommunen gemeinsam", sagte Dröge. "Das ist eine Einladung, eine ausgestreckte Hand, insbesondere an die Bundesländer, hier eine Reform mit uns auf den Weg zu bringen für ein Land, das einfach funktioniert." Die Grünen würden auch auf Oppositionsführer Merz erneut zugehen und eine zweite Einladung aussprechen, gemeinsam über eine Reform der Schuldenbremse zu sprechen. Die Grünen wollen Schulden für Investitionen von der Kreditbegrenzung ausnehmen.
Gegenüber ntv.de machte FDP-Fraktionsvize Köhler deutlich, dass auch seine Partei eine "Wirtschaftswende gerne gemeinsam mit unseren Koalitionspartnern einleiten" wolle. "Dass nun auch die Grünen die Unternehmen künftig davor schützen wollen, dass die gleichen Daten von unterschiedlichen staatlichen Stellen mehrfach abgefragt haben, ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Auch die Flexibilisierung der Arbeitszeit, die angesichts des Fachkräftemangels und der veränderten Lebensrealitäten der Menschen dringend notwendig ist, sollten wir jetzt zügig angehen."
Quelle: ntv.de, mau/rts