"Von langer Hand geplant" Gruppe "Snake" soll hinter Angriff stecken
01.03.2018, 17:24 Uhr
Von einem technisch anspruchsvollem Angriff spricht Innenminister de Maizière.
(Foto: dpa)
Die Gruppe "APT28" solle hinter dem Hack gegen das Bundesnetz stecken, heißt es zunächst. Doch nun gibt es einen neuen Verdächtigen: eine Hackergruppe namens "Snake". Innenminister de Maizière spricht von einem ernst zu nehmenden Vorgang.
Eine unter dem Name "Snake" (Schlange) bekannte russische Hackergruppe soll nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hinter dem Angriff auf das Datennetzwerk des Bundes stehen. Die Ermittlungen hätten ergeben, dass es sich bei den Cyber-Spionen vermutlich nicht um die zunächst verdächtigte Gruppe "APT28" handele, berichtete die Agentur, ohne eine genaue Quelle zu nennen.
Die "Snake"-Cyberspione sind auch unter dem Namen "Turla" oder "Uruburos" bekannt. Ihnen werden von Computerexperten auch Verbindungen zu russischen Geheimdiensten nachgesagt. Im aktuellen Verfassungsschutzbericht für 2016 heißt es, dass die Kampagne seit dem Jahr 2005 mit einer "sehr komplexen und qualitativ hochwertigen Schadsoftware" aktiv sei. Die Software sei "darauf ausgelegt, in großen Netzwerken von Behörden, Firmen und Forschungseinrichtungen zu agieren".
Nach Erkenntnissen der Ermittler drang die Gruppe zunächst über Computer einer Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in das Netzwerk des Bundes ein, wie die dpa unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtete. Von dort hätten sich die Hacker sehr langsam und vorsichtig in andere Bereiche des Netzes vorgearbeitet. Demnach wurden im Netz Spuren der Hacker entdeckt, die darauf hindeuten, dass die Spione bereits seit Ende 2016 in dem Netz aktiv waren.
In den Sicherheitskreisen hieß es nach dpa-Informationen weiter, bei der Attacke sei kein breiter Datenstrom abgeflossen. Die Ermittler gehen von einem klassischen Spionageangriff aus, bei dem die Cyberspione recht gezielt versuchten, an Daten zu kommen.
Attacke isoliert und unter Kontrolle gebracht
Zuvor war nach einer Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags bekannt geworden, dass der Angriff noch läuft. Der Gremien-Vorsitzende Armin Schuster sagte, es handle sich um ein noch laufendes Verfahren und einen noch laufenden Angriff. Der CDU-Politiker sprach von einem "veritablen Cyberangriff auf Teile des Regierungsnetzes". Öffentliche Diskussionen über Details wären deshalb eine Warnung an die Angreifer. Für eine Bewertung des Schadens sei es noch zu früh.
Auch der geschäftsführende Bundesinnenminister Thomas de Maizière hält den Hackerangriff für einen "ernst zu nehmenden Vorgang". Es handele sich um eine "technisch anspruchsvollen und von langer Hand geplanten Angriff", sagte der CDU-Politiker in Berlin. "Er belegt, was wir seit Langem wissen und sagen: Verschiedenste Akteure gefährden die Cybersicherheit aus unterschiedlichsten Interessen heraus." Der Sicherheitsvorfall ändere aber nichts an dem Befund, dass Deutschland bei der IT-Sicherheit gut aufgestellt sei und "eines der sichersten Regierungsnetzwerke der Welt" habe.
"Der aktuelle Vorgang zeigt auch, dass unsere Sicherheitsbehörden erfolgreich gearbeitet haben", sagte der Minister. Die Attacke sei isoliert und unter Kontrolle gebracht worden. Der hoch professionelle Angreifer sei dabei - kontrolliert von den Sicherheitsbehörden - beobachtet worden, um weitere Erkenntnisse über Angriffsmodus und Zielsetzung zu erhalten und Sicherheitsvorkehrungen im Regierungsnetz und bei den betroffenen Behörden einzuleiten. "Diese Maßnahmen sind noch nicht abgeschlossen."
Der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums, Konstantin von Notz von den Grünen, sagte, es möge gute Gründe geben, warum der Bund bestimmte Informationen über den Vorgang in den vergangenen Wochen "sehr eng gehalten" habe. Es sei aber inakzeptabel, dass das Kontrollgremium erst über die Medien von alldem erfahre. Das sei ein "handfestes Problem" und müsse ebenfalls aufgeklärt werden.
André Hahn, der für die Linke in dem Kontrollgremium sitzt, beklagte, er habe den Eindruck, dass Regierung und Sicherheitsbehörden den Vorgang versuchten herunterzuspielen. "Ich befürchte, dass in den nächsten Wochen noch einiges ans Licht kommen wird", sagte er.
Quelle: ntv.de, mli/dpa