"Man muss mit allem rechnen" Guttenberg: Vorbereitung auf Russen-Angriff "verdammte Pflicht"
25.01.2024, 09:40 Uhr Artikel anhören
Schon eine Weile her: Guttenberg (rechts) als Verteidigungsminister im November 2011 in Kundus. Nun macht er sich große Sorgen um die Entwicklung in den nächsten Monaten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ex-Verteidigungsminister Guttenberg ist höchst besorgt über die Lage in der Ukraine und warnt vor dem Kremlchef. Bei Putin müsse man mit allem rechnen, so Guttenberg. Am Ende des Tages gebe dieser "oftmals einen Scheiß auf irgendwelche Abmachungen".
Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg warnt davor, Kremlchef Wladimir Putin entgegenzukommen und ihm Gebiete in der Ukraine zu überlassen. Im Podcast "Ronzheimer" sagt er: "Bei Putin muss man mit allem rechnen und dass der am Ende des Tages oftmals einen Scheiß auf irgendwelche Abmachungen gibt, haben wir oftmals in der Historie erleben dürfen. Und dass er nicht davor zurückschreckt, dann auch zu den undenkbar grauenvollen Mitteln zu greifen."
Laut Guttenberg hilft im Umgang mit Russland derzeit nur "ein möglichst klarer unmissverständlicher Hinweis darauf: 'Einen Schritt weiter und es fliegt dir was ganz anderes um die Ohren.'" Selbst wenn die Wahrscheinlichkeit eines Russen-Angriffs bei fünf oder zehn Prozent liege, sei "es doch unsere verdammte Pflicht, uns darauf inhaltlich, aber über die Inhalte hinaus auch tatsächlich vorzubereiten".
Guttenberg befürchte zudem einen "tipping point", einen Wendepunkt. "Ich habe große Sorgen, was die Entwicklung der nächsten Monate anbelangt", sagt er. So nehme die Müdigkeit und Erschöpfung im sogenannten Westen erkennbar zu, die Aufmerksamkeit und der Unterstützungswille ließen derzeit dramatisch nach. Die Geschlossenheit des Westens werde immer "poröser".
Guttenberg: Trump wird Kiew am langen Arm verhungern lassen
Die größte Problematik erkennt Guttenberg, der nun unter anderem als Berater arbeitet, in den USA, die sich schon mitten im Wahlkampf befinden. Die im US-Kongress zurückgehaltenen Mittel seien für die Ukraine "absolut entscheidend". Es könne sein, dass wenn der ehemalige Präsident Donald Trump wieder ins Amt gewählt würde, Kiew am "langen Arm verhungern könnte und verhungern wird". So sehe Trump Selenskyj als "persönlichen Gegner".
Die Weigerung von Bundeskanzler Olaf Scholz, der Ukraine Taurus-Marschflugkörper zu liefern, kritisiert Guttenberg als "verhuschtes Zögern", das er nicht nachvollziehen könne. Die Ukraine habe sich bislang immer an die Zusagen bei Waffenlieferungen gehalten, man könne das Land nicht mit angezogener Handbremse bei solchen Fragen unterstützen. Zugleich warnt Guttenberg davor, "die ach so verletzte russische Seele" wieder in irgendeiner Form zu pampern. "Dann kann es natürlich gut sein, dass dann der 'Geschmack des Blutes' nach mehr ruft."
Quelle: ntv.de, ghö