Alice Weidel beim AfD-Parteitag "Halte Pazderski für guten Bundessprecher"
02.12.2017, 12:49 Uhr
Fraktionsvorsitzende Alice Weidel.
(Foto: dpa)
Bei ihrem Bundesparteitag in Hannover wählt die AfD einen neuen Vorstand. Berlin-Chef Georg Pazderski tritt an. Alexander Gauland hat seine Kandidatur noch nicht bestätigt. Im Interview erklärt Fraktionschefin Alice Weidel, warum sie Pazderski für geeignet hält.
n-tv.de: Offiziell wird heute die Spitze der AfD gewählt. Viele sagen, das sei auch eine Art Richtungswahl. Es heißt, der rechte Flügel wolle den Berlin-Chef der AfD, Georg Pazderski verhindern. Unterstützen Sie Pazderski oder wären Sie eher für eine Kandidatur Gaulands?
Alice Weidel: Alexander Gauland hat ja noch gar nicht bekanntgegeben, ob er den Sprecherposten möchte oder nicht. Ich halte neben Jörg Meuthen Georg Pazderski für einen sehr guten Bundessprecher. Ich kenne ihn jetzt aus zweieinhalb Jahren Vorstandsarbeit. Er führt seine Fraktion in Berlin höchst erfolgreich. Er hat in der Partei eine sehr herausragende Bilanz und ist sehr führungsstark. Das sind genau die Kompetenzen, die ein Bundesvorstand braucht.
Pazderski hat das Parteiausschlussverfahren gegen Björn Höcke mit unterstützt. Es gibt einige, die sagen, dass man sich nicht mit Höcke anlegen darf, wenn man in der AfD was werden will. Wie sehen Sie das?
Ich würde das nicht so polarisiert sehen. Es ist richtig: Pazderski hat ein Ausschlussverfahren unterstützt. Das sollte ihn aber nicht daran hindern, heute anzutreten und vielleicht gewählt zu werden.
Der rechte Flügel plant eine Neuausrichtung der Partei, möchte eine sozialpatriotische Partei. Beispielsweise soll der Mindestlohn unterstützt werden. Man bekommt den Eindruck, dass die liberalkonservativen Kräfte in den Hintergrund gerückt werden. Stimmt das?
Nein, das sehe ich so nicht. Wir haben ja ein sehr liberal-konservatives Programm. Ich glaube, es kommt letztlich auf die Lautstärke an, ob etwas wahrgenommen wird. Und ich halte das auch für recht gesund, wenn auf manchen Positionen gestritten wird. Es wurde ja ein Antrag eingebracht für das sozialpolitische Profil. Das kann man gerne diskutieren, dafür sind Parteitage da.
Eine Richtungsfrage ist ja auch: Wie soll sich die AfD hinsichtlich möglicher Bündnispartner aufstellen? Da sagen manche, die AfD müsse noch für einen langen Zeitraum Fundamentalopposition bleiben. Wie ist Ihre Meinung?
Ich halte erst einmal gar nichts von dieser Einteilung: Fundamentalopposition oder nicht. Ich weiß auch nicht, was das sein soll. Wenn Sie sich als Partei in den parlamentarischen Diskurs bewegen, müssen Sie kompromissfähig sein. Regierungskoalitionen kommen für uns frühestens in der nächsten Legislaturperiode infrage, also ab 2021. Wir sind jetzt Oppositionspartei und wir behalten uns das Recht vor, bei Anträgen, die unserem Parteiprogramm entsprechen, mitzustimmen oder andere abzulehnen.
Quelle: ntv.de, bdk